Potentielle Stammkneipe No. 10

Hansa-Stuben in Berlin-Tegel

Maximaler Ertrag bei geringem Einsatz: Betriebswirtschaftlich optimal hat der Wirt dieser Kneipe in Tegel seine Werbekampagne gestaltet. Denn einen Hertha-Schluck muss er ja nicht wirklich häufig spendieren, zu selten gewinnt die alte Dame tatsächlich einmal ein Spiel. Dennoch strömen die Hertha-Anhänger bei jedem Spiel in Scharen in den Laden.

Eigentlich hätten die Hansa-Stuben solche Reklame überhaupt nicht nötig, wird hier doch im Gegensatz zu den umliegenden Schänken echtes Dortmunder Bräu gezapft. Als ich heute vorbeikam, machte ich allerdings auf der Schwelle kehrt: der Gastraum war wieder gerammelt voll von Fanatikern in blau-weiß-gestreiftem Outfit. Der Berliner Club spielte gerade in Dortmund auf verlorenem Posten. Das köstliche DAB wollte ich mir da nicht durch die triste Stimmung der Herthaner verderben lassen.

Potentielle Stammkneipe No. 9

Das Narkosestübchen in Berlin-Schöneberg

Traditionelle Anästhesie auf Altberliner Alkoholbasis in der Belziger Straße am Rathaus Schöneberg.

Potentielle Stammkneipe No. 8

Zum Magendoktor in Wedding

Die Tür steht weit offen, Gesprächsfetzen und Gelächter fliegen mir daraus entgegen. Schon freue ich mich auf das hinter dieser Pforte kredenzte Elixier aus Gerste und Malz. Im Türrahmen aber haut es mich fast um. Aus den Eingeweiden des Magendoktors schlägt mir eine Welle jenes für eine wahrhafte Kneipe so typischen Geruchscocktails entgegen, gemixt aus variierenden Anteilen von kaltem Zigarettenrauch, Bierdunst und einem breiten Spektrum menschlicher Duftnoten. Das ist zu viel für mich, es ist erst Mittag. Mein Magen beginnt zu rebellieren, er will (noch) nicht zum „Doc“. Ich muss meine Visite verschieben.

Potentielle Stammkneipe No. 7

Die ausladenden Fensterkleider dieser Gaststätte am Heilmannring stammen mit Sicherheit noch aus der Zeit, als die ADO-Werbung in der Flimmerkiste lief. Auch wenn sie nicht mit der berühmten Goldkante aufwarten können, sind sie zweifellos der Blickfang der Kneipe. Hinter den Vorhängen verbirgt sich irgendwo der ominöse Stammtisch. Ich bevorzuge allerdings auch beim Bier eine freie Sicht. Schade, sonst hätte es etwas werden können mit einer etwas längeren Liasion zwischen dieser Wirtschaft im Charlottenburger Norden und mir.

Klopse vom Klo

„Männer“ – dezent weist das emaillierte Schild an dem reichverzierten und grünlackierten Häuschen unter den U-Bahnbögen am Schlesischen Tor darauf hin, wo einst Pissoirs den Inhalt zum Platzen voller Blasen abführten. Heute werden in dem Büdchen andere Bedürfnisse bedient. Trotzdem heißt es oft Schlange stehen. Denn hier werden jetzt Burger-Variationen kreiert, die anscheinend ziemlich vielen Leuten ganz gut schmecken – und die dafür mitunter ziemlich langes Warten in Kauf nehmen. Frisches Bier gibt´s auch. Und ein paar (meistens besetzte) Stehtische, die im Takt der obendrüber rollenden U-Bahnen erzittern. Dazu großstädtische Geräusch- und Geruchskulisse im multikulturellen Ambiente. Herz, was will´ste mehr?

Potentielle Stammkneipe No. 6

Kneipe "Zum Umsteiger" am S-Bahnhof Yorkstraße

Hierher strömen die Trinkfreudigen aus allen Himmelsrichtungen. Die Eingeweihten unter ihnen finden seit knapp 110 Jahren die gut getarnte Eingangspforte zum Kindl beim „Umsteiger“. Diese Auserwählten dürfen dann auch jene exklusiven Sanitäranlagen sehen und vielleicht auch benutzen, die für die übrige Menschheit per Aushang non-existent sind.

Diese alte Schöneberger Kneipe liegt direkt an den S- und U-Bahnhöfen Yorkstraße und diversen Buslinien. Für Biker gibt es jede Menge Möglichkeiten, den Drahtesel anzubinden. Für mich selbst ist allerdings die Yorkstraße kein Drehkreuz, so wird es nichts mit regelmäßiger Einkehr hier. Aber vielleicht einmal ein Abend beim Kabarett, das hier einmal im Monat stattfinden soll.

Potentielle Stammkneipe No. 5

Fast hätte es was werden können mit regelmäßigeren Besuchen in der „Glühlampe“ am Ende der U-Bahnlinie 1. Die einstige Malocherschänke in Friedrichshain ist mittlerweile zu einer jener trendigen Musikkneipen mutiert, in denen zumeist aus den Tiefen der deutschen Provinz zugezogene Hauptstadt-Bewohner anzutreffen sind. Die lauschen hier einer wahren Vielfalt an handgemachten und synthetischen Klängen und konsumieren dabei bevorzugt Cocktails oder ein herzhaftes Bier aus einem Hamburger Hafenbezirk.

Ohnehin scheinen es die Betreiber mit St. Pauli zu haben. Alle Spiele der braungekleideten Kiezkicker lassen sich in der „Glühlampe“ live miterleben. Nun ja, wer es braucht. Aber ich hatte mir auch vorgenommen, dort wenigstens die Hamburger Stadtderbys im Souterrain des deutschen Profifußballs anzuschauen. Leider hat der Verein von „Uns Uwe“ mir gestern einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Potentielle Stammkneipe No. 4

Tiergarten-Quelle in Berlin

Ein Dreivierteljahrhundert schon sprudelt der Gerstensaft unter dem S-Bahnbogen in der Bachstraße, mindestens. Die Quelle direkt am Bahnhof Tiergarten ist eine Institution im Hansaviertel.

Es ist einfach ein uriges und bierseeliges Nest, in dem sich früher auch schon mal ein paar Bordsteinschwalben vom 17. Juni aufwärmten. Die verirren sich heue nicht mehr dorthin. Manch Fremder aber fliegt von weit her ein, um sich hier ein kühles Blondes zu gönnen. Die Stammgäste stammen allerdings meist aus der Nachbarschaft. Soll es auch sein.

Das wichtigste aber: es wird nicht nur Schultheiss ausgeschenkt, sondern auch wirklich schmackhafte Biere. Das beste sind die saisonalen Brauspezialitäten, aktuell ist es Lemkes „Märzen“. Zu essen gibt es auch was. Warm und deutsch, Berliner Gutbürger-Cuisine halt. Auf jeden Fall lässt sich damit eine solide Grundlage für den Gestensaft schaffen.

Steigen die Temperaturen, kann man sich gleich an mehreren Quellen laben: z.B. auf der Sonnenbank direkt vor der Schänke oder im Biergarten auf der Straßenseite gegenüber. Wird es kühler, geht es dann rein in die Gewölbe, die jedes Mal erzittern, wenn ein Zug darüber rollt. Die Quelle hat halt Charakter, das gefällt mir. Der Sommer kann kommen.

Potentielle Stammkneipe No. 3

Zille oder Nachkriegszeit? Was letztendlich die Namensgeber dieser Gaststätte im Sinn hatten, ist nicht ganz eindeutig. Das schwofende Pärchen oben rechts deutet allerdings auf den „Pinselheinrich“ hin. Auf jeden Fall ist es ein wirklich cooler Name, viel besser als „Eulenhorst“, wie das Weddinger Kneipenoriginal bis weit in die 1980er Jahre hinein noch hieß. Mit zwei großen Eulenskulpturen über den Fenstern schufen die damaligen Betreiber, übrigens ein paar Engländer, nicht nur ein bekanntes Markenzeichen, sondern vertrieben auch lästige Tauben.

Briten, Tauben und Eulen sind heute alle weg, die günstigen Bierpreise sind geblieben. Zu meinem Leidwesen ist die „Trümmmerlotte“ aber eine reine Raucherkneipe. Der Tag ist noch lang, da verspür ich wenig Lust, die authentische „Bier-und-kalter-Rauch-Duftnote“ schon jetzt in den Kleidern zu haben. Vielleicht ein andermal.

Potentielle Stammkneipe No. 2

Dies ist kein Ort, um nur eine ruhige Kugel zu schieben, denn in dieser trendresistenten Neuköllner Eckkneipe (Brusendorfer Ecke Mareschstraße) sollen auch die Skater freie Bahn haben. Das wollten wir austesten – auch auf die Gefahr hin, hier die falsche Dame zu drücken. In reizarmen Ambiente warteten wir vergeblich auf den dritten Mann. Ohne die Hosen runter lassen zu müssen oder jemanden abzustechen zu dürfen zogen wir wieder ab. Schade!

Potentielle Stammkneipe No. 1

stammkneipe-1-s-bahn-klause-neukoelln

Freitags und Samstags gibt´s hier ´ne(n) Pille vom Fass schon für ´nen Euro. In der Währung der S-Bahn-Fahrscheine sind das sage und schreibe 1,04 Liter Bier für den Gegenwert einer einzigen Einzelfahrkarte. In die Gläser kommt zwar nur Berliner Kindl, aber immerhin. Leider hielt die direkt am Bahnhof Sonnenallee gelegene Schänke am Samstagvormittag ihre Pforten noch geschlossen – günstiger Frühschoppen adé!

Sehnsucht

So unsagbar nah, so unerreichbar fern! Momente, in denen das Verlangen fast körperlich schmerzt. Augenblicke, in denen die Sehnsucht nach Erfüllung dürstet. Aber es sind noch ein paar Stunden zu malochen! Erst dann ist Zeit für das so lang ersehnte Rendezvous mit dieser großen blonden Versuchung. Das wohlverdiente und gut gekühlte Feierabend-Bier muss allerdings wirklich kein Schultheiss sein. Fotografiert gestern in Prenzlauer Berg.

Höllentor

Untypische Kreuzberger Eckkneipe an der Kreuzung Adalbertstraße/Naunynstraße. Der Kotti-Kiez gehört zu den Berliner Vierteln mit dem höchsten Ausländeranteil. Vor allem türkischstämmige Menschen leben hier. Denen ist laut Koran der Alkoholkonsum streng verboten. Diese Muslima hält sich daran und lässt das ‚Teufelzeug‘ links liegen – anders als viele ihrer jungen männlichen Glaubensgenossen.