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Prinzip Abschreckung

Verwittert aber unmissverständlich: mit erhobenem Zeigefinger und rudimentärer Zeichensetzung an der Fassade empfängt die Marie-Elisabeth-Lüders-Oberschule (MELO) in Schöneberg nicht nur ihre eigene Klientel, sondern ermahnt auch jeden arglosen Passanten. Welch pädagogischer Wind wohl im Inneren des Gemäuers wehen mag?

Ruhe vor dem Sturm

Die Wiesenburg im Wedding

Nachdem der Orkan „Niklas“ schon eine Menge Putz hat hinunterstürzen lassen, wird das historische Gebäude-Ensemble der Wiesenburg im Wedding, Berlins einstiges Vorzeige-Asyl für Obdachlose und Bedürftige, wohl bald von einem noch unbarmherzigeren „Wind of Change“ erfasst. Nach der umstrittenen Übernahme des Geländes durch die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft „degewo“ stehen dem geschichtsträchtigen Gelände und seinen bisherigen Nutzern wohl tiefgreifendere Umwälzungen bevor. Die Statements des nichtssagenden „degewo“-Sprechers in der heutigen RBB-Abendschau zu den Plänen des Unternehmens mit Gebäuden und Areal hatten nicht einmal den Gehalt der sonst üblichen Lippenbekenntnisse. So deutet vieles darauf hin, dass die Wiesenburg und ihre Bewohner und Nutzer sich wohl auf heftige Turbulenzen einstellen müssen.

Kluftiger Kubus

Quader im Hof eines Backsteingebäudes in Berlin-Friedrichshain

Der riesige Backstein-Komplex in der Naglerstraße (Friedrichshain) gruppiert sich um vier exakt gleichgroße Innenhöfe. In jedem dieser Patios gibt ein gespaltener, von grün und gelb schimmernden Flechten und Moosen überzogener Quader – den betont „künstlerischen Blickfang“.

Dieses ehemalige Fabrikgebäude wird derzeit als besonders coole Bürofläche genutzt. Ob das rissige Würfel-Quartett da aber die richtige Atmosphäre für die Kreativen in den umgebenden Arbeitslofts schafft? Schließlich müssen denen ja noch genug runde Ideen aus dem Schädel purzeln.

Anti-Streetart-Stealth-Technology

Anti-Street-Art-Tarnkappe

Wo sind sie nicht beklebt, zerkratzt und bekrakelt, die Kabelverzweiger und Schaltkästen im öffentlichen Straßenraum? Nun aber können Stadtwerke, Versorger und Telekommunikationsunternehmen ihre Schaltschränke mit modernster Tarnkappen-Technologie ausrüsten. Damit werden die Kästen für die krakelnden Künstler und kleisternden Werber unsichtbar. Dieses Foto aus Potsdam beweist: es funktioniert! Während der Schaltkasten ohne diese neuartige Tarnung (rechts) den Sprayern und Plakatklebern zum Opfer gefallen ist, blieb der Kabelverzweiger in der Bildmitte dank modernster chamäleonartiger Camouflage völlig streetartfrei.

Mächtige Mauern

Unbeirrt recken sich die monumentalen Mauern der einstigen Klosterkirche in den Himmel. Die Ruine des dreischiffigen Gotteshauses sind die einzigen Überbleibsel des Franziskaner-Klosters, das viele Hundert Jahre an der Klosterstraße in Berlins Mitte stand. Die Backstein-Basilika wurde 1945 durch britische und amerikanische Luftangriffe zerbombt.

Sakrale Schönheit

Schinkels sakrales Meisterstück

Die Zwillingstürme der Friedrichswerderschen Kirche spiegeln sich in der Glasfassade des Außenministeriums. Gerade der Kontrast zu den ultramodernen Neubauten hebt die schlichte Eleganz des Schinkelschen Baukörpers hervor – besonders wenn die Morgensonne für eine warme Beleuchtung sorgt.

Lesetipp zur Friedrichswerderschen Kirche: Schinkels schönes Schmerzenskind

Schwibbögen in der Zitadelle Spandau

Arkadien

Schwibbögen in der Zitadelle Spandau

Ein knappes Dutzend imposanter und doch zugleich filigraner Schwibbögen schafft hier eine ganz besondere, fast mediterrane Atmosphäre. Kein Wunder, dass das Gewölbeensemble am Fuß der Bastion Brandenburg die „Italienischen Höfe“ genannt wird. Ein idealer Ort für Events im romantisch-rustikalen Ambiente. Zu finden ist dieser faszinierende Ort in der nordöstlichen Ecke der Spandauer Zitadelle.

Verblichener Glamour

Verblichener Glamour

Für wen er wohl ausgelegt wurde? Wahrscheinlich erinnert sich dieser einst purpurne Teppich selbst nicht mehr daran. Heute wird der vergammelte Läufer vor dem leerstehenden Speicherbau kaum noch eines Blickes gewürdigt. Im Gegenteil: eilige Passanten auf dem Weg zur nahegelegenen U-Bahnstation Gleisdreieck treten ihn auch noch mit den Füßen.

Simultankirche

Simultankirche

Nach jahrelangem Hin und Her segnete König Wilhelm III. 1824 endlich die Pläne von Preußens berühmten Baumeister Karl Friedrich Schinkel für eine schmale, doppeltürmige Backsteinkirche auf der Spreeinsel Friedrichswerder ab. Das besondere an dem Gotteshaus: es sollte gleichzeitig zwei Gemeinden unterschiedlicher Christenkirchen eine spirituelle Heimat bieten: den Preußisch-Unierten und den Französisch-Reformierten. Letzte tauften den Sakralbau „Temple du Werder“, erstere „Friedrichswerdersche Kirche“. Im zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt, vegetierte die einstige Simultankirche über vier Jahrzehnte als Ruine in Berlins kommunistischer Mitte vor sich hin. Erst kurz vor der Wende wurde sie wieder für die Allgemeinheit zugänglich, im Arbeiter- und Bauernstaat natürlich nicht als Kirche sondern als Zweigstelle der Nationalgalerie und des Schinkelmuseums. Seitdem ist das Kirchenschiff Heimstatt und Ausstellungsraum für die schönsten Skulpturen des 19. Jahrhunderts.