Spätsommer-Solo

Spätsommer-Solo

Nur seine Gitarre und er. Und der Miniverstärker für den Sound. Und die untergehende Sonne für die Lichteffekte. Und das heißeste Pflaster Berlins. Und ein aufgeheiztes Publikum. Perfekte Bedingungen für den Gig seines Lebens. Gesehen (leider kaum gehört, dafür war der Lautsprecher zu schwachbrüstig) heute am frühen Abend im Amphitheater des Mauerparks.

Paradies á la Karlson

Kleines Paradies

An der ausladenden Bananenstaude vorbei. Eine schmale Leiter hinauf. Nur noch wenige Schritte hinein ins Glück. Hinein in die Hängematte. Ein kleines Berliner Paradies. Irgendwie weckte es Assoziationen an Karlson auf dem Dach, oder?

Guerilla-Gardening

Guerilla-Gardening

Eine öde Brachfläche in Mitte. Im Hintergrund eine Industrieruine. Und das Spreeufer. Umgeben von rostigen Zaunfragmenten. Überwuchert von spröder Ruderalvegetation. Ein schmaler Trampelfpad. Im Hintergrund eine Industrieruine. Versteckt, irgendwo zwischen den wuchernden Stauden und Gräsern ein kleines, von einem Flatterband eingerahmtes Viereck. Darin Kohl, Bohnen, Blumen.

Ablass …

Papst-Merchandising am Olympiastadion

… von Höllenqualen gab es zu meiner Überraschung an den hochoffiziellen Papst-Shops auf dem Gelände des Olympiastadions nicht zu erwerben. Rabattscheine auf Fegefeuer-Torturen seien seit längerem nicht mehr „en vogue“, sagte man mir. Stattdessen gab es T-Shirts und Sitzkissen mit dem „Papst-in-Deutschland“-Logo und andere Ratzinger- und Vatikan-Devotionalien zu kaufen – übrigens vor, während (!) und nach der päpstlichen Eucharistiefeier. Wer in Opferkerzen investieren wollte, musste sich wenigstens bis zum Ende der Messe gedulden.

Ehrlich gesagt fand ich dieses „Offizielle Papst-Merchandising“ nicht besonders passend im Umfeld eines Gottesdienstes. Völlig unangemessen war aber aus meiner Sicht die von den Ordnern an den Zugängen zum Olympiastadion erbarmungslos durchgesetzte tonnenweise Entsorgung von Lebensmitteln. Dort mussten alle mitgebrachten Sandwichs in den Müll geworfen werden. Vorgeblich aus Sicherheitsgründen! Wenn man mich fragt, aber eher um die Kasse bei den Hot-Dog-, Currywurst- und Fischbrötchenständen rund ums Stadion ordentlich klingeln zu lassen. Für 2,50 Euro konnte man auch ungeweihte Laugenbrezel kaufen!

Wenn´s ums Geld geht, sind christliche Werte aber offenbar hinderlich, Papstbesuch hin oder her. Das manifestiert sich ja auch unübersehbar im direkten Umfeld der (evangelischen) Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Für ein paar Silberlinge wurden dort die Flächen an den Mauern und zwischen den Eingängen an mediokre Fast-Food- und Touristennepp-Buden verscherbelt.

Wenigestens bei den Preisen haben sich die Papst-Besuch-Vermarkter im Olympiastadion aber zurückgehalten: die T-Shirts gab es für weniger als ein Viertel dessen, was man für die blau-weiß-gestreiften Leibchen von Berlins Erstligafußballclub berappen muss. Vielleicht hat das aber auch etwas mit Angebot und Nachfrage zu tun. Eigentlich auch egal, denn ich selbst werde mir weder ein Papst-Hemdchen noch ein Hertha-Trikot je überstreifen.

Der Fisch im Menschenmeer

Der Fisch und das Menschenmeer

Griechisch, das war das „Englisch“ der frühen Christenzeit, die internationale Verkehrssprache. ICHTHYS (ΙΧΘΥΣ) ist griechisch für Fisch. Das Wort setzt sich aus den Anfangsbuchstaben eines urchristlichen Glaubensbekenntnis zusammen: I = Jesous (Jesus), CH = Christos (Christus), TH = Theou (Gottes) (Y) = Hyos (Sohn), (S) = Soter (Erlöser). Die zentrale Aussage des christlichen Glaubens chiffriert in einem Wort: „Wir glauben an Jesus Christus, Gottes Sohn, unsern Heiland und Erlöser“.

Der Fisch wurde zum Code und Erkennungsmerkmal der Urgemeinden. Heute erlebt das Symbol eine Renaissance. Wo der Fisch in einem Meer an Christen-Menschen auftaucht, – wie hier bei der gestrigen Papstmesse im Olympiastadion – ist seine kraftvolle Ausstrahlung besonders intensiv zu spüren.

Benedikt´s Night

Benedikt´s Night

Papst-Messe im Olympiastadion – und obwohl ich weder katholisch noch bayerisch oder in sonst irgendeiner Weise Ratzinger-Jünger bin, war es, wie ich finde, ein eindrucksvoller Auftritt des Pontifex. Nur ein bißchen zuviel Latein für meinen Geschmack – und das sage ich trotz großem Latinum.

King of Currywurst Ost

King of Currywurst Ost

Unter dem frisch sanierten Hochbahnviadukt glänzt auch die Reinkarnation der legendären Currywurstgarerbude Konopke´s. Irgendwie fehlt beiden ein wenig jene altehrwürdige Patina (dem Viadukt und der Imbißbude, nicht der Wurst), die dem Straßenbild dort, wo Schönhauser-, Kastanien- und Pappelallee sowie Danziger und Eberswalder Straße zusammentreffen, stets seinen typischen, leicht morbiden Charme verliehen hatte. Ob die Wurst noch genauso gut ist wie früher habe ich noch nicht getestet. Wird aber bald nachgeholt!

Sie haben Post!

Sie haben Post!

Auch Computer-Freaks freuen sich über einen handgeschriebenen Brief mit echter Marke und persönlicher Zustellung – wenn denn nur keine Rechnung im Kasten landet. Gesehen in Friedrichshain.

Ausgefallene Revolution

Ausgefallene Revolution

Die Würfel sind gefallen, die Stimmen ausgezählt. Kein politisches Erdbeben, kein umsturz am Frankfurter Tor in Friedrichshain, die Revolution fällt aus. Hauke von der Überpartei/Bergpartei hat nicht genug Stimmen für den Berliner Frühling (oder besser Herbst) einfangen können bei der gestrigen Wahl. Nur FDP-Niveau. Aber trotzdem keine Krisenstimmung. Der „linke Hund“ wird es in fünf Jahren sicherlich noch einmal probieren.

Die Qual der Wahl

Die Qual der Wahl

Noch stehen sie wie hier in der Karl-Marx-Allee in Reih und Glied. Oder sie hängen an Laternenpfählen, in Bäumen oder von Brücken. Nebeneinander, untereinander, übereinander. Bunte Konterfeis, mehr oder weniger omnipräsent. Versprecher mit Politikhintergrund unterschiedlichster Coleur. Zuweilen nicht ganz ernst gemeinte Slogans. Kurz: die verbale und optische Interpretation einer Flötenmelodie aus einer Kleinstadt an der Weser.

Doch heute ist der Tag der selektiven Wahrheit. Es wird gewählt und abgewählt. Und spätestens morgen früh sind die meisten der griffigen Werbesprüche reif für den Müllhaufen der Geschichte. Dann, wenn die Ergebnisse feststehen. Wenn die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist. Wenn die Linken wieder auf den Oppositionsbänken Platz nehmen müssen. Wenn die Sperrmüll-Kolonnen der BSR anrücken. Wenn die konstituierende Sitzung des neuen Berliner Abgeordnetenhauses beginnt. Wenn sich viele Versprechen als Versprecher erweisen. Aber vielleicht kommt es auch alles ganz anders.

Wespen-Power

Im Spiegel der Nabe

Wann kann man schon einen mehr als 70 Jahre alten Wasp-Junior-Sternmotor „in echt“ bewundern? Da lohnte es sich heute beim Flugplatzfest in Gatow schon mal ganz genau hinzuschauen. Neben den dort beheimateten Exponaten des Luftwaffenmuseums flogen eine ganze Reihe von Oldtimern auf dem ehemaligen Flugfeld der Briten ein. So auch diese knallrote Beech „Staggerwing“ mit dem Wespen-Triebwerk.

Beech D17 S Staggerwing

Der elegante einmotoriger Doppeldecker stammt aus den 1930er Jahren. Die Maschine bietet in ihrer auch nach heutigen Maßstäben recht komfortablen Kabine neben dem Piloten bis zu vier Passagieren Platz. Als eines der ersten kleinen Reiseflugzeuge verfügte die Beech über ein einziehbares Fahrwerk. Angetrieben von dem 450 PS starken Pratt&Whitney Wasp-Junior schaffte die Maschine eine Reisegeschwindigkeit von 280 Kilometern pro Stunde – seinerzeit schneller als viele Jagdflugzeuge.

Linker Hund im Hasenfell

Linker Hund im Hasenfell

Langohrenviagra – kostenlos und auf Rezept – scheint das Hauptanliegen der fusionierten Berg- und Überpartei bei der Wahl am Sonntag zu sein. Oder wie sonst soll man sich den leicht meschuggen Gesichtsausdruck des kleinen Hasens (oder ist es ein großes Karnickel?) namens Hauke erklären, der für diese Gruppierung in Lichtenberg kandidiert. Überhaupt seltsam, dieses Rammler-Outfit. Denn eigentlich ist Hauke Stiewe in seinem Revier (bzw. Wahlkreis) eher als „linker Hund“ denn als Hasenfuß bekannt. Sein Wahlplakat, das ich am Frankfurter Tor fotographiert habe, läßt allerdings auch andere Interpretationen zu.

Golden Eye

Golden-Eye

Golden schimmernde Mosaik-Steinchen umringen die strahlend-weiße 08/15-Leuchte in den Außenarkaden am Terminalgebäude des ehemaligen Flughafens Tempelhof – schon irgendwie ein Stilbruch.

Wolkenkratzer

Frühes Wolkenspiel

Eine spektakuläre Show am Himmel über Berlin hat mich heute morgen in ihren Bann gezogen. Die Hauptdarsteller: das Ensemble der Wolken, die Beleuchterin (aufgehende Sonne) und der Bühnenhintergrund (Himmel). Als Statisten flankierten das Berliner-Bank-Gebäude und das Gürteltier (Ludwig-Erhard-Haus) in der Fasanenstraße das Geschehen, während der ästhetisch mediokre Waldorf-Astoria-Klotz sich in den Mittelpunkt drängen will und eifersüchtig an den schönen Wolken kratzt.

Kussmund und Glubschaugen

Kussmund und Glubschaugen

Schon teilweise skurille Gestalten auf diesem Ziegelmauerfragment an der Saarbrücker Straße im Prenzlberg. Aber dennoch Charakterköpfe. Beeindruckend, diese schiere Masse an Gesichtern. An Augen. An Expressionen. Gemalt und gesprayt. Leider wird dieses Kunstwerk nicht mehr lange zu bewundern sein. Denn die alte Mauer wird gerade eingerissen, um Platz für ein neues Wohnhaus zu schaffen. Graffiti-Gentrifizierung sozusagen.