Das Adlon des Westens

Das Adlon des Westens

Die Vision seines Bauherrn war ein weltstädtisches Wohn- und Gasthaus vornehmsten Stils, ein echter Palast für solvente Reisende und betuchte Lebensabschnitts-Berliner. Entworfen vom Adlon-Architekt Robert Leibnitz war das ‚Cumberland‘ die erste Luxusherberge im jungen Berliner Westen! Dann kam alles ganz anders. Die glänzende Hotelkarriere endete abrupt. Es diente wechselnden Nutzern, gar spröden Finanzbeamten. Mal stand es im Rampenlicht, zuletzt auch oft im Abseits. Die bewegte Vita des ‚Haus Cumberland‘ am legendären Kurfürstendamm. Lange leerstehend, wird es jetzt saniert. Restaurants und Einzelhandel sollen angesiedelt werden, rund um die hinteren Innenhöfe entstehen tolle Eigentumswohnungen.

Lesetipp 1: Hier findet man mehr zur Geschichte dieses prächtigen Baudenkmals am Kudamm.
Lesetipp 2: Und in diesem Artikel gibt es detaillierte Infos zur Sanierung und den neuen Wohnungen.

Dufttunnel

Dufttunnel

Einfahrt in ein wahres Eldorado für Liebhaber urbaner Duftnoten. Die Gewölbe der Oberbaumbrücke bieten Fußgängern und Radfahrern ein vielfältiges Geruchserlebnis in einer kaum für möglich gehaltenen Intensität. Erfahrene Nasen können anhand der Aromen in der weltberühmten Berliner Luft sogar die Tageszeit ziemliche präzise bestimmen. So dominiert der strenge Odeur von Harnstoff und Urin die frühen Morgen- und späten Abendstunden, während Vor- und Nachmittags dichte Diesel- und Benzinschwaden fast alle anderen Ausdünstungen überdecken – auch die aufsteigenden Wolken verdunstenden Bieres, das zwischen den zersplitterten Glasflaschen den Boden des tunnelartigen Baus benetzt. Wintertags mischt sich schließlich noch das unwiderstehliche Bukett gepanschten Glühweins zwischen die ambulanten Händler und legt eine angenehm schwere Leichtigkeit des Seins in die Tiefen des Gewölbes.

Der Geschichte(n)-Erzähler

Der Geschichte(n)-Erzähler

Oft wird erst durch ihn die Geschichte verständlich, die Gegenwart lebendig und die Zukunft greifbar. Seine Zeit kommt, wenn es wieder wärmer wird, die Saison für den Stadtführer und für seine Erzählungen beginnt. Alle lauschen dann aufmerksam seinen Worten, folgen seinen Gesten. Wie diese britische Gruppe hier am Berliner Dom, die gebannt an den Lippen ihres Guides hängt.

Sonnensaiten

Sonnensaiten

Melodische Harfenklänge singen dem Winter „Adiós“ und dem Frühling „Hallo“. Den hingebungsvollen Musiker mit seiner Ode an die schönste Zeit des Jahres habe ich heute vor dem Berliner Dom gesehen und gehört.

Lustvolles Licht-Tanken

Lustvolles Licht-Tanken

Unglaublich viel Freude schenkte uns unser Zentralgestirn am gestrigen Samstag: was gibt es Schöneres, als sich nach so vielen grauen, dunklen Tagen im Lustgarten von seinen sanften Strahlen streicheln zu lassen.

Frühlingskick

Frühlingskick

Strahlender Himmel und diese Luft mit ihrem so ganz speziellen Aroma. Überall genossen Berliner und Nichtberliner heute dieses besondere Licht und die so lang vermissten Sonnenstrahlen – auf den Straßen, in den Cafés und in den Parks. Ganz besonders im Tiergarten war das Frühlingserwachen zu spüren: Fahrradfahrer und Spaziergänger en masse, eine Großfamilie eröffnete tatsächlich schon die Grillsaison und direkt vor der schwangeren Auster schüttelten sich einige Kicker den Winter aus den Beinen.

Die Mutter aller Flughäfen

Zentralflughafen Tempelhof - Mutter aller Airports

Für mich war Tempelhof nie der schönste Flughafen der Welt, sorry Mr. Norman Foster. Der Stararchitekt hält Tempelhof sogar für die Mutter aller Flughafen. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht, denn viele Konzepte, die heute auf Airports weltweit Standard sind wie getrennte Ankunfts- und Abflugebenen, Cargo- und Postterminals, Wartungs- und Verwaltungstrakte sowie angegliederte Kongress- und Hotelbereiche in diesem Gebäudekomplex erstmals miteinander vereinigt. Aber beindruckend, monumental geradezu, ist der Bau, keine Frage. Dennoch fügt sich imposante Fassade des vom NS-Baumeister Ernst Sagebiel entworfenen Terminals einigermaßen zurückhaltend in das Stadtbild ein – ganz im Gegensatz zu jenen Projekten, die dann im Zuge von Hitlers und Speers Phantastereien rund um die Welthauptstadt ‚Germania‘ geplant wurden.

Simultankirche

Simultankirche

Nach jahrelangem Hin und Her segnete König Wilhelm III. 1824 endlich die Pläne von Preußens berühmten Baumeister Karl Friedrich Schinkel für eine schmale, doppeltürmige Backsteinkirche auf der Spreeinsel Friedrichswerder ab. Das besondere an dem Gotteshaus: es sollte gleichzeitig zwei Gemeinden unterschiedlicher Christenkirchen eine spirituelle Heimat bieten: den Preußisch-Unierten und den Französisch-Reformierten. Letzte tauften den Sakralbau „Temple du Werder“, erstere „Friedrichswerdersche Kirche“. Im zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt, vegetierte die einstige Simultankirche über vier Jahrzehnte als Ruine in Berlins kommunistischer Mitte vor sich hin. Erst kurz vor der Wende wurde sie wieder für die Allgemeinheit zugänglich, im Arbeiter- und Bauernstaat natürlich nicht als Kirche sondern als Zweigstelle der Nationalgalerie und des Schinkelmuseums. Seitdem ist das Kirchenschiff Heimstatt und Ausstellungsraum für die schönsten Skulpturen des 19. Jahrhunderts.

Mauer-Pisser

Mauer-Pisser

Seine nach vormittäglichem Trinkmarathon am sonnigen Spreeufer arg strapazierte Pennälerblase entleert dieser James-Dean-Harald-Juhnke-Dumpfbacke-Bundy-Verschnitt zwischen den denkmalgeschützten Mauersegmenten der East-Side-Gallery. Eigentlich sollte man solche Struller in John-Wayne-Pose dazu bringen, ihre harnstoffgeschwängerten Hinterlassenschaften mit Zahnbürste und Zunge zu entfernen. Ob bei diesem Musterexemplar eines hirnbefreiten Baby-Face-Alkis dazu allerdings die motorischen Fähigkeiten noch ausreichen, habe ich so meine Zweifel – wahrscheinlich reicht es nur noch zum Nuckeln am besabberten Plastikmundstück einer billigen Aldi-Bierflasche.

Kamellen-Fänger

Nicht ganz zufrieden ist dieser Clown mit seiner Beute: ausgerüstet mit einem riesigen bunten Schirm hatte er gehofft, mehr von dem süßen Kamellen-Regen einzufangen, der aus unzähligen freigiebigen Händen von den Karnevalswagen herab auf die Straßen prasselt. Fotografiert während des Berliner Karnevalsumzug.

Kamellen-Jäger

Auf die Plätze …

… fertig …

… Los! Die bonbonjagenden Kids gehören zu jeder Jeckenparade – auch zum ach so traditionellen Berliner Karnevalszug. Der fand nicht wie in allen anderen Orten des Universums am heutigen Rosenmontag sondern bereits am vorletzten Sonntag statt. So konnte die mit Regierung, Bundestag und Lobbyisten-Institutionen an die Spree zwangsumgesiedelte rheinische Diaspora rechtzeitig zum richtigen Fastnacht-Feiern nach Mainz, Düsseldorf und Kölle zurückkehren.

Untergrund-Literatur

Im legendären Grips-Musical präferierten die berüchtigten Wilmersdorfer Witwen und ihre Mitfahrer in der „Linie 1“ das Springer-Revolver-Blatt „BZ“ als U-Bahn-Lektüre. Wer im echten Leben nicht gerade auf seinem Smartphone rumhämmert verkürzt sich die Fahrzeit in den orangegelben Zügen mittlerweile oft lieber mit dem Lesen ganzer Bücher – wie dieser Fahrgast hier. Gesehen im U-Bahnhof „Hausvogteiplatz“ (Berlin-Mitte).

Der Nicht-Platz

Im Sommer blubbern seine zentralen Wasserspiele nur dann, wenn sich ein barmherziger Sponsor gefunden hat. Aber eigentlich ist es auch egal, ob die Fontäne in der Mitte des Ernst-Reuter-Platzes sprühen oder nicht. Denn für Fußgänger und Radfahrer sind sie hinter dem vielspurigen Straßenrondell eh unerreichbar. Auch die abertausende von Autofahrern, die sich mit ihren blechernen Lieblingen täglich entgegen dem Uhrzeigersinn in den spiralförmig angelegten Kreisverkehr stürzen, nehmen die Springbrunnen höchstens aus den Augenwinkeln für einige Millisekunden wahr. Dieses Musterbeispiel eines menschenfeindlichen ‚Nicht-Platzes‘ verdanken die Berliner den in ihre eigenen ‚Visionen‘ verliebten Architekten Werner Düttmann und Bernhard Hermkes.

This is not KTzG´s way

Einen langen, steinigen Weg gilt es zurückzulegen, bis man an der Technischen Universität Berlin – hier das Hauptgebäude an der Straße des 17. Juni – endlich das heißersehnte Diplom bzw. den Master- oder Doktortitel erhält. Die ersten Scheine, das Vordiplom oder der Bachelor, die in endlosen Tagen und Nächten selbst erstellte Diplom- oder Doktorarbeit: alles wichtige Wegsteine, die den mühsamen Pfad bis zum angestrebten Abschluss an der TU-Berlin markieren. Herr KTzG hat diesen Weg hier nicht eingeschlagen.

Basar der Brokanteure

Vor dem Ernst-Reuter-Haus an der Straße des 17. Juni bieten samstags und sonntags vor allem professionelle Trödler und Raritätenhändler ihre Waren feil, die für Flohmärkte sonst typischen privaten Verkäufer sucht man hier vergeblich. Der Markt ist vor allem bei Berlin-Besuchern sehr beliebt, entsprechend hoch sind die Preise. Doch Feilschen ist erlaubt! Wer mit den Brokanteuren geschickt verhandelt, kann auch hier so manches Schnäppchen finden – vor allem wenn man zeitig am Morgen herkommt.

Beim Durstöbern der vielen Bücherkisten taucht manchmal sogar eine literarische Kostbarkeit wieder aus der Versenkung auf.

Wer mehr auf Glänzendes als auf Gedrucktes steht, findet zwischen all den Kuriositäten auf den Tischen der Händler vielleicht ein paar alte, wertvolle Kristallgläser, die verführerisch funkeln.

Ganz sicher aber ist, dass sich an einem Ort wie diesem echte Neugier lohnt. Denn derjenige, der mutig seine Nase in einen der vielen, unscheinbaren Kartons rechts und links der Stände steckt, wird möglicherweise belohnt mit einem ganz besonderen Schatz: einer Kiste voller Erinnerungen.