Improvisationskunst

Kinder singen zum Erntedankfest 1947 in Kreuzberg

Ein Vorhang und ein Akkordeon reichen: Kinder singen und machen Theater in einer Kreuzberger Toreinfahrt während des Erntedankfests 1947. Aufnahme aus meiner Sammlung historischer Berlin-Fotos.

Weltenbunt

Buntes Wohnmobil in Kreuzberg

Farben und Formen aus aller Herren Länder sind auf die Außenhaut dieses Wohnmobils tätowiert. Ob die üppige Bemalung tatsächlich Erinnerungen an reale Touren zu exotischen Orten oder lediglich phantasievolle Produkte des nicht gestillten Fernwehs seiner Besitzer sind, vermag ich nicht zu sagen. Bis Berlin hat es das farbenfrohe Reisegefährt jedenfalls geschafft: ich habe es heute in der Cuvrystraße in Kreuzberg entdeckt.

Maria liebt dich auch!

Kunterbunt und doch einträchtig verkünden die Identifikationsfiguren der wichtigsten Glaubensgemeinschaften allumfassende Liebe – und das ausgerechnet im Melting-Pot Rixdorf (seit 1912 umbenannt in „Neukölln“). In den Mund gelegt hat ihnen das der Aktionskünstler und Wahlberliner Oliver Rednitz. Der sagte zu seiner Aktion dem Tagesspiegel: „Mir geht es um die fünf Weltreligionen: Jesus, Buddha, Jahwe, Allah, Shiva – und weil das alles Typen sind, gibt es auch ein ‚Maria loves you’-Plakat, um was für die Frauen zu tun, Quote und so. Ich klebe die auf der ganzen Welt, sie hängen in New York, China, Malaysia, Indonesien, Europa. Und in ein paar Städten in Deutschland.“

Dass da mal kein Öl ins Feuer gegossen wird, lieber Oliver. Denn soviel Miteinander, Toleranz und Liebe sind ja insbesondere die „orthodoxen“ Anhänger der jeweiligen Lehre nicht gerade gewöhnt. Diese Fundamentalisten scheinen doch eher darauf bedacht, ihr totalitäres „Nur-wir-sind-die-einzig-Rechtgläubigen“-Paradigma vor allem durch Predigen und Leben von Abgrenzung, Hass und Intoleranz zu manifestieren. Allein, dass Maria auf einer Stufe mit Allah klebend den Mund aufmachen darf, dürfte da schon für einige Irritationen sorgen. Dabei liebt sie dich doch auch!

Dornröschens Domizil

Wer wohl hinter diesen rosenberankten Mauern schläft? Das Haus mit den dornigen Schönheiten ist verschwiegen und hat nichts von seinen Bewohnern preisgegeben. Gesehen in der Saalestraße in Neukölln.

Die Sarah mit dem Kreuzberg-Banner

Die Sarah mit dem Kreuzberg-Banner

Das blonde Mädchen, das vor den gesprühten Resten des antifaschistischen Schutzwalls die (in)offizielle Flagge von SO36 schwenkt, ist mindestens genauso einen Blick wert wie die schwarz-rot-goldene Trikolore mit Stern und Halbmond selbst. Entdeckt in der Skalitzer Straße.

Achterbahn-Ausbrüche

Begeisterung! Vorfreude! Gespannte Erwartung! Skepsis! Panik! Die Minen der „Fahrgäste“ dieser Achterbahn spiegeln die ganze Bandbreite an starken Emotionen wieder, die ein derartiger Nervenkitzel zutage zu bringen pflegt.

Mit wenigen Bewegungen hat hier jemand hier eine geniale Graffiti aus der Spraydose gezaubert. Sie ziert die vorderen Sitzreihen des wohl einzigen noch existierenden „Spree-Blitzes“. Dieser „Zug“ donnerte einst als „Familien-Achterbahn“ durch den Spreepark im Plänterwald, seit Jahren aber modert er dort abgestellt in seinem Bahnhof nur noch bewegungslos und still vor sich hin.

Kontrollierter Freiraum

Unter dieser Maxime hat sich die „Naunynritze“ vom berüchtigten Hauptquartier einer Jugendgang in den 1980ern zu einem heute stark frequentierten Kreativ- und Kulturzentrum entwickelt. Hauptzielgruppe der vielfältigen handwerklichen, kreativen und sportlichen Aktivitäten in dem ehemaligen Schulgebäude in der Kreuzberger Naunynstraße sind Kinder und Jugendliche, aber auch das Angebot für Erwachsene wächst – wie die Nachfrage – stetig. Die „Naunynritze“ versteht sich als „Offenes Haus“, d.h. alle Menschen werden unabhängig von ihrem Alter, ihrer Herkunft oder sozialem Status willkommen geheißen und integriert. Das eindrucksvolle von Rainer Warzecha 1998 an der Fassade der „Naunynritze“ gestaltete Wandgemälde ist ein Spiegelbild dieser Philosophie. Es heißt: „We all are one“ (Wir sind alle eins).

Die Magie des Augenblicks

Eine geheimnisvolle Tänzerin aus dem Morgenland, die scheinbar aus dem Nichts zauberhaft schimmernde Illusionen in die warme, frühsommerliche Berliner Luft malt.

Sie rauschen in Sekundenbruchteilen vorbei, hinterlassen unscharfe Erinnerungen und dennoch: es sind faszinierende Momente wie diese, Jahr für Jahr für mich das Außergewöhnliche und Wunderbare des Karnevals der Kulturen in sich vereinen.

Kuh – Horn

Alphornbläser mit original Plastikkuh im Tiergarten zwischen Brandenburger Tor und Reichstag – in Berlin gibt es wirklich nichts was es nicht gibt. Der Virtuose auf dem Berginstrument ist übrigens echter Schweizer, dem die Luft auch ohne die ominösen Kräuterzucker nicht wegbleibt.

Tucan

Aus dem Zoo entkommen und dann von bedrohlichen Hieroglyphen umzingelt: den kleinen, blauäugigen Vogel und die gesprayten Lettern habe ich am Rande des Tiergartens gefunden.

Urbane Zinken

Urbane Zinken

Was für ein Geheimnis sich hinter diesen bunten Zeichen verbirgt? Hat jemand den Code schon geknackt? Keine Sorge, ich auch nicht! Aber wer das metropolitane Rotwelsch übersetzen kann, darf sich gerne melden. Vielleicht dienen diese großstädtischen Runenzeichen aber auch nur als völlig sinnbefreite Reviermarkierungen spätpubertierender Bubis. Die ästethisch arg malträtierte Haustür habe ich jedenfalls in der Gleimstraße in Prenzlauer Berg fotografiert.

Spätsommer-Solo

Spätsommer-Solo

Nur seine Gitarre und er. Und der Miniverstärker für den Sound. Und die untergehende Sonne für die Lichteffekte. Und das heißeste Pflaster Berlins. Und ein aufgeheiztes Publikum. Perfekte Bedingungen für den Gig seines Lebens. Gesehen (leider kaum gehört, dafür war der Lautsprecher zu schwachbrüstig) heute am frühen Abend im Amphitheater des Mauerparks.

Kussmund und Glubschaugen

Kussmund und Glubschaugen

Schon teilweise skurille Gestalten auf diesem Ziegelmauerfragment an der Saarbrücker Straße im Prenzlberg. Aber dennoch Charakterköpfe. Beeindruckend, diese schiere Masse an Gesichtern. An Augen. An Expressionen. Gemalt und gesprayt. Leider wird dieses Kunstwerk nicht mehr lange zu bewundern sein. Denn die alte Mauer wird gerade eingerissen, um Platz für ein neues Wohnhaus zu schaffen. Graffiti-Gentrifizierung sozusagen.

Unterlassene Hilfeleistung

Unterlassene Hilfeleistung

Ein brutaler Angriff auf offener Straße, mitten am hellichten Tag. Verzweifelte Hilferufe! Doch die Passanten wollen nichts hören, schauen weg, gehen stumm vorbei, mischen sich nicht ein, überlassen den Attackierten seinem traurigen Schicksal. Dabei hätte nur ein bisschen Zivilcourage das Würmchen wahrscheinlich retten können!

Ich selber konnte ja leider nicht eingreifen. Ich musste doch die erschütternde Szenerie in der Marienburger Straße dokumentieren. Sonst hätte ich natürlich sofort eingegriffen! (Das wird doch hoffentlich als Ausrede, wollte sage Entschuldigung, akzeptiert!)

Gespräch unter Männern

Gespräch unter Männern

Angeregte Diskussion unter echten Männern, ohne das störende Gackern der Hennen. Zwei angenehm bodenständige Typen aus dem Bio-Eier-Business habe ich da getroffen. Ich konnte zwar nicht genau hören, worüber die beiden Machos sprachen. Aber wahrscheinlich drehte es sich darum, wie man der in den umliegenden Häuserblocken ansässigen Latte-Macchiato-Bionade-Population noch mehr dieser überteuerten Hühner-Ovula schmackhaft machen kann. Auf jeden Fall aber ein tolles Grafftiti. Gefunden im Prenzlberg in einer Hofzufahrt.