Späte Rache

Verkehrskanzel auf Rot

Viele Jahre schon wurde sie nicht mehr beachtet, ja regelrecht ignoriert, die Verkehrskanzel an der Kreuzung Kurfürstenamm / Joachimsthaler Straße. Dabei ist sie hier in Berlin ein städtebauliches und verkehrstechnisches Unikat. 1954/55 nach Plänen von Werner Klenkes und Bruno Grimmeks errichtet, vereint sie auf originelle Weise vekehrsobservierende und -lenkende Aufgaben mit Funktionen als Kiosk, Telefonzelle, Toilette und Zugang zum damals zeitgleich gebauten U-Bahnhof Kurfürstendamm.

Schon bald aber war die einsame Verkehrskanzel nicht mehr Herrin über den ausufernden Straßenverkehr. Dann pflanzte man Bäume, die ihr jede Sicht nahmen. Die rundumverglaste Kanzel versank im Dornröschenschlaf. Bis das Festival of Lights sie Mitte Oktober wieder zum Leben erweckte. Wie eine späte Rache an all denjenigen, die in den letzten Jahrzehnten rechts oder links vorbeirauschten, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, mutet es da an, dass die Kanzel nun jeden Abend ausgerechnet in jener Farbe zu strahlen beginnt, die als Hassfarbe jedes Autofahrers gilt: leuchtendes Signal-Rot.

Mut zur Lücke

Mut zur Lücke - Containerzug im Bahnhof Spandau

Warum die Verspätungen erst angezeigt werden, wenn der Zug schon längst hätte da sein sollen? Keine Auskunft! Warum der ICE Wolfsburg so gerne links liegen lässt? Man hört nur Ausflüchte! Warum der wie eine Kopie des dünnhäutigen HB-Männchens wirkende Ex-Bahnchef noch eine Abfindung erhielt statt Schadensersatz leisten zu müssen für verantwortungsloses Missmanagement (Börsentaugliche Zahlen auf Kosten der Sicherheit wie bei der S-Bahn-Tochter in Berlin)? Kein Kommentar! Da ist es ja mal echt überraschend, wenn die Deutsche Bahn so offen Mut zur Lücke beweist wie hier im Bahnhof Spandau.

Gallopierender Gaul

Gallopierender Gaul

Ein rasendes Ross am glänzenden Kühler, ungebändigte Pferdestärken schlummern verborgern unterm schimmernden Blech. Kein Hafermotor unter der metallenen Haube, sondern oktangierige Zylinder. Der wilde Mustang lief mir nicht in den endlosen Weiten der märkischen Prärie, sondern mitten am Kudamm vor die Linse.

King of Currywurst Ost

King of Currywurst Ost

Unter dem frisch sanierten Hochbahnviadukt glänzt auch die Reinkarnation der legendären Currywurstgarerbude Konopke´s. Irgendwie fehlt beiden ein wenig jene altehrwürdige Patina (dem Viadukt und der Imbißbude, nicht der Wurst), die dem Straßenbild dort, wo Schönhauser-, Kastanien- und Pappelallee sowie Danziger und Eberswalder Straße zusammentreffen, stets seinen typischen, leicht morbiden Charme verliehen hatte. Ob die Wurst noch genauso gut ist wie früher habe ich noch nicht getestet. Wird aber bald nachgeholt!

Wespen-Power

Im Spiegel der Nabe

Wann kann man schon einen mehr als 70 Jahre alten Wasp-Junior-Sternmotor „in echt“ bewundern? Da lohnte es sich heute beim Flugplatzfest in Gatow schon mal ganz genau hinzuschauen. Neben den dort beheimateten Exponaten des Luftwaffenmuseums flogen eine ganze Reihe von Oldtimern auf dem ehemaligen Flugfeld der Briten ein. So auch diese knallrote Beech „Staggerwing“ mit dem Wespen-Triebwerk.

Beech D17 S Staggerwing

Der elegante einmotoriger Doppeldecker stammt aus den 1930er Jahren. Die Maschine bietet in ihrer auch nach heutigen Maßstäben recht komfortablen Kabine neben dem Piloten bis zu vier Passagieren Platz. Als eines der ersten kleinen Reiseflugzeuge verfügte die Beech über ein einziehbares Fahrwerk. Angetrieben von dem 450 PS starken Pratt&Whitney Wasp-Junior schaffte die Maschine eine Reisegeschwindigkeit von 280 Kilometern pro Stunde – seinerzeit schneller als viele Jagdflugzeuge.

Luftkreuz

Luftkreuz

Nicht erst mit dem BBI – Pardon! – BER wird es eng im hauptstädtischen Luftraum. Die Berliner Luft ist schon heute vielbeflogen, wie diese vergänglichen Spuren am Himmel über der Stadt beweisen.

Flowerpower

Flowerpower

Entweder ist es die Coffein-Dröhnung aus der Cola-Büchse oder die geballte Kraft des 75 PS starken 1100-Kubik-Zweitakters, die diesen Strauß so richtig sprießen läßt. Die Honda-GL1100-Maschine ist schon ein echter Klassiker, mit diesem bunten Blumenarrangement allerdings bildet das Motorrad ein im wahrsten Sinne des Wortes merkwürdiges Gespann. Das coole Stillleben habe ich auf dem Kudamm gesehen.

Crane Watching @ BER

Crane Watching @ BER

Zum "Blick ins Terminal" waren Brandenburger und Berliner am Sonntag eingeladen. Viele tausend Besucher folgten dem Ruf zum BBI der jetzt BER heißt. Und fanden den Blick aus dem Terminal meist viel interessanter. Südlich des zukünftigen Terminals gab es da zum Beispiel Kranballett gratis für die ganze Familie.

BER-Feeling

BER-Feeling

Wer dieser Tage seinen fahrbahren Untersatz für eine Weile im sechseckigen Inneren des Flughafen Tegels deponieren will, kann bereits direkt vor dem neuen Terminal des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg-International parken. Halt, das stimmt nicht ganz, das Provinzielle (Brandenburg nämlich) wurde ja gerade von Politikschranzen und Flughafengesellschaft-Wichtigtuern aus dem Namen entfernt. Der Drei-Letter-Code für den Airport lautet jetzt nur noch "hauptstadtgerecht" BER. Ein bißchen vom weltstädtischem Glanz und globalem Möchtegern des neuen Flughafens dürfen Brandenburger und Berliner dafür schon jetzt spüren – wenn sie in Tegel ihre Autos vor diesem riesigen Plakat abstellen.

Spree-Armada

Spree-Armada

Viel los auf der Spree zwischen Reichstag und Hauptbahnof. Sobald die Sonne ein wenig lacht, schippert eine Armada von Ausflugsbooten unzählige Touristen aus aller Herren Länder durchs das historische Zentrum und das Regierungsviertel. Selbst an Bord solch unförmiger Kähne wie der ‚Summerwind‘ finden sich da noch genug zahlende Passagiere ein.

Relaxte Rushhour

Relaxte Rushhour

Wie wild gewordene Planeten hetzen üblicherweise Automobile jeder Form und Couleur rücksichtlos rund um den Großen Stern in der Mitte des Tiergartens. Heute demonstrierten Zweiräder, dass man die Goldelse auch ganz entspannt umrunden kann. Aus allen Himmelsrichtungen kommend trafen zehntausende Radler an der Siegessäule ein. Ziel der Sternfahrt war das nur noch wenige Meter entfernte Umweltfestival. Trotz hoher Verkehrsdichte und heißem Ashphalt war von Hektik und Chaos keine Spur.

Galoppwechsler

Galoppwechsler

Berliner Busfahr-Feeling wie einst im erstaunlich sanften 1974er Büssing-DE-Doppeldecker. Natürlich mit Fahrscheinkauf direkt beim BVG-Schaffner, der die Münzen in Windeseile seinem auf Euro-Geld geeichten Galoppwechsler einverleibte. (Als Galoppwechsler werden spezielle Münzspeicher bezeichnet. Sie bestehen meistens aus fünf bis sieben Röhren mit unterschiedlichem, an das jeweilige Münzgeld angepasstem Durchmesser. Früher gehörten sie zur Standardausrüstung jedes Eisen- und Straßenbahnschaffners.)

Starlet

Starlet

Wie jedes Sternchen genießt es auch die kleine Isetta im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Die Fotografen – oder sollte man besser sagen, die Paparazzi – können gar nicht genug kriegen von dem quietscheentengelben Rollermobil. Gesehen und natürlich abgelichtet bei der großen Oldtimer-Show zum 125jährigen des Kudamms.

Benz statt Manta

Benz statt Manta

Da traut man seinen Augen kaum. Da lässt dieser stolze Benz-Besitzer doch tatsächlich seine blonde Beifahrerin ans Steuer seines edlen Dreirads. Einem Manta-Proll mit seiner Friseuse oder dem Porsche-Schnösel mit seiner drallen, zwanzig Jahren jüngeren Vorzeigedame käme so etwas nicht in die Tüte. Dieses Gefährt – der Original-Benz-Patent-Motorwagen Nr. 1 – ist heute während der Oldtimer-Parade auf dem Kudamm an mir vorbeigetuckert.