Ablass …
… von Höllenqualen gab es zu meiner Überraschung an den hochoffiziellen Papst-Shops auf dem Gelände des Olympiastadions nicht zu erwerben. Rabattscheine auf Fegefeuer-Torturen seien seit längerem nicht mehr „en vogue“, sagte man mir. Stattdessen gab es T-Shirts und Sitzkissen mit dem „Papst-in-Deutschland“-Logo und andere Ratzinger- und Vatikan-Devotionalien zu kaufen – übrigens vor, während (!) und nach der päpstlichen Eucharistiefeier. Wer in Opferkerzen investieren wollte, musste sich wenigstens bis zum Ende der Messe gedulden.
Ehrlich gesagt fand ich dieses „Offizielle Papst-Merchandising“ nicht besonders passend im Umfeld eines Gottesdienstes. Völlig unangemessen war aber aus meiner Sicht die von den Ordnern an den Zugängen zum Olympiastadion erbarmungslos durchgesetzte tonnenweise Entsorgung von Lebensmitteln. Dort mussten alle mitgebrachten Sandwichs in den Müll geworfen werden. Vorgeblich aus Sicherheitsgründen! Wenn man mich fragt, aber eher um die Kasse bei den Hot-Dog-, Currywurst- und Fischbrötchenständen rund ums Stadion ordentlich klingeln zu lassen. Für 2,50 Euro konnte man auch ungeweihte Laugenbrezel kaufen!
Wenn´s ums Geld geht, sind christliche Werte aber offenbar hinderlich, Papstbesuch hin oder her. Das manifestiert sich ja auch unübersehbar im direkten Umfeld der (evangelischen) Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Für ein paar Silberlinge wurden dort die Flächen an den Mauern und zwischen den Eingängen an mediokre Fast-Food- und Touristennepp-Buden verscherbelt.
Wenigestens bei den Preisen haben sich die Papst-Besuch-Vermarkter im Olympiastadion aber zurückgehalten: die T-Shirts gab es für weniger als ein Viertel dessen, was man für die blau-weiß-gestreiften Leibchen von Berlins Erstligafußballclub berappen muss. Vielleicht hat das aber auch etwas mit Angebot und Nachfrage zu tun. Eigentlich auch egal, denn ich selbst werde mir weder ein Papst-Hemdchen noch ein Hertha-Trikot je überstreifen.