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Omas Märchenstunde (Ost)

Es waren einmal ein Ochs und ein Esel, die lebten in einem seltsamen Land direkt hinter dem eisernen Vorhang. Sie waren die Lieblingstiere von einem kleinen Mann. Der regierte zusammen mit seiner sanftmütigen Frau dieses seltsame Land. Nette Abwinker und Mitläufer und die Jungs vom Stasi-Club halfen ihnen dabei. Der kleine Mann liebte die Harmonie. Sein Traum war es, aus Ruinen etwas Großes schaffen. Er wollte, dass alle Menschen die gleichen frohsinnigen Gedanken hegen wie er und seine geliebte Frau. Aber es gab Schädlinge im Volk, die wollten nicht so wie er. Die versuchten sogar den mit soviel Hingabe gewebten eisernen Vorhang einzureißen. Also beschlossen der kleine Mann, seine Frau und die verantwortungslosen Abwinker und Mitläufer, diese ins Gefängnis zu werfen, ihnen die Kinder wegzunehmen oder – wenn es nicht anders ging – sie erschießen zu lassen. Irgendwann aber hatte das Volk soviel Werbefernsehen gesehen, dass es genug hatte von der Harmonie. Es sehnte sich nach Skandalen am Ballermann und Punkten in der Verkehrssünderkartei in Flensburg. Es rottete sich zusammen und vertrieb den kleinen Mann und seine sanftmütige Frau und all die Abwinker, die nie Verantwortung trugen, aus dem Paradies. Und weder Ochs noch Esel hielten sie dabei auf. Dem kleinen Mann und seiner sanftmütigen Frau brach dies das Herz. Viele, viele Jahre sind seitdem vergangen. Das seltsame Land gibt es nicht mehr. Doch in manchen Köpfen lebt es fort. Denn noch immer träumen die netten Abwinker und Mitläufer und ihre Freunde von der Harmonie und den Jungs vom Stasi-Club, so wie es sie einmal gab in jenem seltsamen Land. Und wenn sie nicht gestorben sind, träumen sie davon hoffentlich noch bis in alle Ewigkeit.

Keine weiße Fahne

Keine Aufgabe

Ihre Häuser sind zerfallen, ihr Protest verhallten ungehört oder blieben ungelesen, doch aufgeben wollten sie nie. Jetzt können die wenigen verbliebenen Bewohner der Preußensiedlung in Altglienicke aufatmen. Das in den 1920ern nach den Prinzipien der Gartenstadt unter anderem vom bekannten Architekten Herrmann Muthesius errichtete Gebäudeensemble wird jetzt umfangreich saniert. Graffiti an einer Hauswand in der Preußensiedlung.

Lesestipp: Das Gartenstadtprinzip und die Preußensiedlung

Überhaupt kein Sex-Appeal

Zum großen Stadtjubiläum 1987 hatte sich Ost-Berlin herausgeputzt. Zumindest da, wo sich die SED-Konsorten nebst geladenen Gästen herumtrieben. Wie im Nikolai-Viertel zum Beispiel, das um die alte Kirche fast ganz neu errichtet wurde. Abseits von den sozialistischen Magistralen dagegen ließen die Genossen die Stadt gnadenlos verrotten. Um so zynischer wirkt der aufgemalte Schriftzug „750 Jahre Berlin“ auf dem vergammelten Fenster an einem Wohnhaus im Prenzl-Berg. Hier präsentierte sich Ost-Berlin – in Anlehnung an ein Zitat vom heutigen obersten Partylöwen der Stadt – nur armselig und kein bisschen sexy. Bild aus meinem Fotoarchiv.

Kiez-Flamenco

Vielfarbige Töne und flammende Leidenschaft hinter Spontanvegetation: Kiez-Flamenco! Gesehen an einer Hauswand in der Waldemarstraße.

Vielfarbige Töne und flammende Leidenschaft hinter Spontanvegetation: Kiez-Flamenco! Gesehen an einer Hauswand in der Waldemarstraße.

Creuzberg

Unsere kleine Stadt inklusive Hochbahn, Spraykunst und Asphaltwüste. Creuzberg-Comic an der Brandwand. Graffito gesehen in der Waldemarstraße.