Noch stehen sie wie hier in der Karl-Marx-Allee in Reih und Glied. Oder sie hängen an Laternenpfählen, in Bäumen oder von Brücken. Nebeneinander, untereinander, übereinander. Bunte Konterfeis, mehr oder weniger omnipräsent. Versprecher mit Politikhintergrund unterschiedlichster Coleur. Zuweilen nicht ganz ernst gemeinte Slogans. Kurz: die verbale und optische Interpretation einer Flötenmelodie aus einer Kleinstadt an der Weser.
Doch heute ist der Tag der selektiven Wahrheit. Es wird gewählt und abgewählt. Und spätestens morgen früh sind die meisten der griffigen Werbesprüche reif für den Müllhaufen der Geschichte. Dann, wenn die Ergebnisse feststehen. Wenn die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist. Wenn die Linken wieder auf den Oppositionsbänken Platz nehmen müssen. Wenn die Sperrmüll-Kolonnen der BSR anrücken. Wenn die konstituierende Sitzung des neuen Berliner Abgeordnetenhauses beginnt. Wenn sich viele Versprechen als Versprecher erweisen. Aber vielleicht kommt es auch alles ganz anders.