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Alles außer Immo!

Der Immobilienmarkt boomt in Berlin. Alles was eine halbwegs gute Lage hat, ist bei Käufern aus aller Welt heiß begehrt. Eine Top-Lage – zentral und verkehrsgünstig – hat auch dieses Einzelhandelsgeschäft unweit des Alexanderplatzes. Dessen Betreiber aber nehmen allen potentiellen Investoren gleich sämtlichen Wind aus den Segeln: Hier ist alles zu verkaufen – außer eben dem Haus, oder wie?

Frostiger Fatalismus

Schnee! Schon wieder Schnee! Kälte. Noch immer diese Eiseskälte! Väterchen Frost hat alles fest im Griff, lässt dieses Jahr einfach nicht locker! Auch Veronika weiß nicht, wann der Lenz endlich kommt. Sich beschweren hilft auch nicht, wo auch! Das einzige was bleibt ist sich dem Schicksal bzw. den Wettergöttern zu ergeben und gute Miene zum tristen Klima zu machen. Wie diese steinerne Schnöne, die am Berliner Dom der unerfreulichen Witterung trotzt.

Die Farbe der Liebe

Seit dem Mittelalter ist sie ein christliches Ritual, die Karfreitagsprozession. Über sieben Stationen zeichnet sie den Leidensweg Christi nach und ist gleichzeitig eine geistliche Übung für die Gläubigen, Leid auszuhalten und sich dem Schmerz zu stellen. Auch in Berlin-Mitte wird sie in den letzten Jahren wieder vollzogen.

Die diesjährige Prozession in der Hauptstadt war wegen der widrigen Wetterbedingungen – eiskalter Wind und dauernder Schneeregen – eine besonders harte Prüfung. Gut 500 Menschen ließen sich dennoch nicht abschrecken. Die Gläubigen zogen in etwa anderthalb Stunden vom Berliner Dom aus zu sechs weiteren Orten der Erinnerung (St. Marienkirche, St. Nikolaikirche, Petrikirchplatz, Friedrichswerderschen Kirche, Französischen Friedrichsstadtkirche und abschließend die St. Hedwigs-Kathedrale auf dem Bebelplatz).

Das Foto entstand ganz am Beginn der Prozession beim Verlassen des Berliner Doms. Im Mittelpunkt steht an diesem Tag natürlich das Kreuz. Seine grüne Farbe ist nicht zufällig gewählt: Grün galt im Mittelalter als Farbe der Liebe. Das grüne Kreuz kann also als Triumph der Liebe über den Tod gedeutet werden.

Die Rache Gottes

Lautete nicht das erste Gebot jener Republik, in der der Ochse den Esel nie aufhielt oder so ähnlich: Du darfst keine anderen Götter haben außer Stalin, Marx und Erich. Und wenn doch, dann nur so heimlich, dass selbst die HMs und IMs, die ihre Nase gern überall reinsteckten, den Braten nicht rochen. Und dann das! Als sie endlich aufging, die Sonne, über dem ersten Arbeiter- und Bauern-Staat auf deutschem Boden, da stand der Sozialismus, der lieber überholte als einzuholen, ganz unter dem Zeichen des Kreuzes. Nur der teuflische Klassenfeind wusste wohl warum!

Denn von wo aus man auch blickte auf den hoch aufragenden Telespargel, dem neuen Wahrzeichen der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, stets überstrahlte von ganz weit oben das himmlische Symbol der Christen die Heerscharen der irdischen Hämmer und Sicheln. Sie muss Honecker, Mielke und Konsorten getroffen haben wie ein Blitz aus heiterem Himmel, diese gleißende Rache Gottes.

Der Berliner Fernsehturm in der aufgehenden Märzsonne – über die (noch real existierenden, aber von kapitalistischen Bausündern bedrohten) Segmente des Antifaschistischen Schutzwalls an der East-Side-Gallery hinweg fotografiert.

Schnickschnack

Keine Frage, sie gehören mittlerweile zu Berlin wie das Brandenburger Tor oder die Berliner Weiße. Trotzdem ist es kaum zu fassen, dass diese wilden Verkaufsstände mit Rote-Armee-Replika made in China und anderen gefakten Ost-Memoralia nicht aussterben! Aber irgendwie finden sie an irgendwelchen Straßenecken – wie hier an der Stresemannstraße Ecke Köthener in Mitte – immer wieder ein geeignetes Habitat, um ihren billigen Nepp feilzubieten. Und der bunte Schnickschnack macht offenbar genügend Touristen schöne Augen!

Nachtkultur

Blinkende Morsespielchen im Unterholz oder endlose Möchtergern-Sagas aus Hollywood: schon erstaunlich, welche nächtlichen Vergnügungen den Berlinern unter dem Anstrich von Kultur („Wir plakatieren Kultur“) schmackhaft gemacht werden sollen. Hoffentlich geht die Sonne bald auf! Gesehen in der Stresemannstraße in Mitte.

Mächtige Mauern

Unbeirrt recken sich die monumentalen Mauern der einstigen Klosterkirche in den Himmel. Die Ruine des dreischiffigen Gotteshauses sind die einzigen Überbleibsel des Franziskaner-Klosters, das viele Hundert Jahre an der Klosterstraße in Berlins Mitte stand. Die Backstein-Basilika wurde 1945 durch britische und amerikanische Luftangriffe zerbombt.

Premiere

Zum ersten Mal diese klirrende Kälte an Händen, Nase und Ohren spüren. Endlich einmal diese klare Januarluft einatmen. Mit den ersten Schneeflocken spielen. Überall – manchmal auch ein wenig übermütig wie hier am Holocaust-Mahnmal in Mitte – wurde heute die Winterpremiere 2012 in der Stadt zelebriert.

Vom Kreuz befreit

Die Rechte nimmt die Dornenkrone vom Haupt, auch die Linke hat sich vom Kreuz gelöst und scheint gar nach dem Fernsehturm zu greifen. Will dieser Jesus hinabsteigen vom schweren eisernen Kreuz? Der Bildhauer Fritz Cremer (1906-1993) schuf dieses bemerkenswerte Kruzifix. Die Skulptur steht direkt vor der Ruine des einstigen Franziskanerkonvents in der Klosterstraße in eindrucksvollem Kontrast zur glatten Silhouette des Telespargels am Alexanderplatz.

Die eine Säule des Herakles

Der griechische Gott Herakles setzte ihn einst auf die Südseite der Straße von Gibraltar: jenen weithin sichtbaren, aus purem Gold gefertigten Pfeiler, der zusammen mit seinem grünen, ganz aus Smaragd geschliffenen Widerpart auf der Nordseite der Meerenge das Ende der Welt markierte. Völlig überraschend ist nun die seit der Antike verschollene goldene Säule des Herakles mitten in Berlin wieder aufgetaucht. Direkt vor den Hackeschen Höfen reckt sie sich strahlend gen Himmel empor. Ungläubig staunend, ja fassunglos lässt eine Passantin ihren Blick an dem im Sonnenlicht blitzenden Bauwerk hinaufgleiten. Kann das denn wahr sein?

Eismärchen

Advent. Weihnachtszeit. Winterzeit. Ein untrennbares Trio. Eigentlich. Aber von der kalten Jahreszeit ist derzeit in Berlin nicht viel zu spüren. Väterchen Frost und Frau Holle sind entweder in der Karibik oder im Streik. Wie soll der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten unter solch widrigen Bedingungen rechtzeitig liefern können?

Auf dem Berliner Weihnachtsmarkt unter dem Fernsehturm versucht man verzweifelt, den Schein zu wahren. Aufwändig wird ein Hauch von Winter inszeniert. Mit Glühwein. Und mit einer Eislaufbahn. Wer auf dem rutschigen Kurs zu den Klängen von „White Christmas “ seine Runden dreht, soll – eingetaucht in eiszapfenblaue, weihnachtsmannmantelrote und lamettagoldene Lichter – wenigstens für ein paar Kufenvolten die Illusion vom perfekten Christmas-Feeling erleben. Das funktioniert auch leidlich – dem Glühwein sei dank.

Leuchtendes Antlitz

Leuchtendes Antlitz

„Faces of Berlin“ heißt die Installation des Videovirtuosen Bartosz Navarra am Potsdamer Platz. Auf eine riesige Maske des Bildhauers Erik Tannhäuser vor dem Kollhoff-Tower er am Potsdamer Platz Porträts von Passanten, die sich vorher in seinem temporären Studio in den Arkaden haben ablichten lassen.

Wie aus tausendundeiner Nacht

Festival of Lights and Cameras

Es ist ein Fest der Sinne und ein Eldorado für Fotografen aller Couleur, dieses Farben- und Formenspektakel in der ganzen Stadt. Besonders beeindruckend finde ich stets, wie es den Illuminationskünstlern des Festival of Lights gelingt, für einige Nächte den Berliner Dom – ansonsten zumindest für mich nicht gerade eine Augenweide – in einen ästhetischen Hochgenuss zu verwandlen. Sie schaffen es, am Lustgarten eine wundervolle, fast magische Atmosphäre zu kreieren, exotisch und zauberhaft wie aus Tausend-und-einer-Nacht.

Berliner Dom und Telespargel beim Festival of Lights 2011

Berliner Dom beim Festival of Lights 2011

Das Fenster zur Welt

Das Fenster zur Welt

Ein winzige Öffnung, beinahe verloren in einem riesigen Steinhaufen. Ein lütte Luke, fast erdrückt von riesigen Lettern. Ein unscheinbarer Durchbruch, doch ausreichend um neue Dimensionen zu erschließen. Ein Ausguck für ganz große Entdeckungen. Erspäht in Mitte.

Paradies á la Karlson

Kleines Paradies

An der ausladenden Bananenstaude vorbei. Eine schmale Leiter hinauf. Nur noch wenige Schritte hinein ins Glück. Hinein in die Hängematte. Ein kleines Berliner Paradies. Irgendwie weckte es Assoziationen an Karlson auf dem Dach, oder?