Elefantös!
Aus sächsischem Sandstein gehauene Dickhäuter indischer Provenienz unter einem Dach im japanischen Stil: die legendäre Pforte zur Tierwelt am Tiergarten.
Aus sächsischem Sandstein gehauene Dickhäuter indischer Provenienz unter einem Dach im japanischen Stil: die legendäre Pforte zur Tierwelt am Tiergarten.
Erhabene Ruhestätte: prächtige Urnenhallen auf dem Wilmersdorfer Friedhof.
Ooch wenn se schon unter der Haube is, so ´nem pickligem Wonneproppen würd´ icke auch ma den Bär machen wolln!
Verzweifelt kämpft ein grauer Zeitgenosse gegen enorme Gewichte an, die jedes Fortkommen unmöglich machen. Ob diese Skulptur unter den Yorkbrücken ein Denkmal an den unbekannten Mafioso oder ein Ausdruck der Panik sein soll, den Hans angesichts der Liebeserklärung von Judith empfunden hat, wer weiß?
Ja, die „Schrippenkirche“ gibt es wirklich – und sie ist ein echtes Berliner Original. Ihre Ursprünge reichen zurück bis in jene Zeit, die heute als „Gründerzeit“ verklärt wird. Zigtausende strömten damals auf der Suche nach Lohn und Brot und einem kleinen Stück vom Glück ins boomende Berlin. Viele fanden jedoch sich ohne Job und Bleibe auf der Straße wieder
Wie so oft sind es einzelne Menschen, die mit ihrem Überzeugung und Enthusiasmus in solch schwierigen Phasen beginnen, für andere Brücken bauen. In diesem Fall war es Constantin Liebich, Mitglied eines evangelischen Jünglingsvereins, der zur aktiven christlichen Liebestätigkeit aufrief. Mit wenigen Spenden begann er ab Oktober 1882 sonntags Morgenandachten für Obdachlose zu organisieren. Das Besondere: jeder der kam, erhielt eine Tasse Kaffee und zwei Schrippen (Berlinerisch für Brötchen).
Schnell wurden diese Gottesdienste mit Frühstück unter dem Namen „Schrippenkirche“ bekannt.
Anfang des 20. Jahrhunderts gelang es Liebich und seinen Mitstreitern, die ihre Aktivitäten mittlerweile in dem Verein „Dienst an Arbeitslosen e.V.“ gebündelt hatten, durch Spenden und Schenkungen in der Ackerstraße 51/52 im Berliner Arbeiterviertel Wedding ein Vereinshaus zu bauen. Hier konnten nicht nur die hunderte von Menschen empfangen werden, die mittlerweile zu den Schrippen-Predigten kamen, sondern auch ein Heim für jugendliche Obdachlose eingerichtet werden. Der Verein schuf auch eine Arbeitsvermittlung für Arbeitssuchende.
Getreu dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ anzubieten, wurde aber bald eine andere Idee des Vereins zu einer Institution die „Brocke“. Werktäglich zogen Männer mit Hand- und Pferdewagen durch die Straßen Berlins und sammelten jene „Brocken“ ein, die andere nur noch entsorgen wollten. Dieser Müll wurde dann in verschiedenen Werkstätten der „Brocke“ wieder hergerichtet und dann im vereinseigenen KADEWE (Kaufhaus des Weddings) für günstiges Geld verkauft.
Ohnehin so in aller Munde, taufte sich der Verein in den 1930er Jahren in „Schrippenkirche e.V.“ um. So heißt er bis heute. Seit den 1960er Jahren ist die „Schrippenkirche“ an das Diakonische Werk angegliedert. Das alte Vereinsheim (Seitenflügel und Gartenhaus hatten den 2. Weltkrieg überstanden) bot übrigens der Weddinger Versöhnungsgemeinde, deren Kirche an der Bernauer Straße nach dem Mauerbau unzugänglich im Todesstreifen stand, ein erstes Asyl.
Heute existiert das alte Haus nicht mehr. Es fiel den Stadterneurungsmachenschaften diverser Weddinger Lokalpolitiker und Wohnungsbaugesellschaften zum Opfer. An seiner Stelle steht heute ein gesichtsloser Wohnblock. Die „Schrippenkirche“ fand gegenüber in dem Neubau „Ackerstraße 137/138“ eine neue Bleibe. Dort begrüßt heute – präsentiert auf einem silbernen Tablett – diese riesige goldbraune Schrippe die Besucher. Die Brötchen-Skulptur wurde 2007 von dem Bildhauer Martin Spengler geschaffen und soll rund fünf Tonnen wiegen.
Lautete nicht das erste Gebot jener Republik, in der der Ochse den Esel nie aufhielt oder so ähnlich: Du darfst keine anderen Götter haben außer Stalin, Marx und Erich. Und wenn doch, dann nur so heimlich, dass selbst die HMs und IMs, die ihre Nase gern überall reinsteckten, den Braten nicht rochen. Und dann das! Als sie endlich aufging, die Sonne, über dem ersten Arbeiter- und Bauern-Staat auf deutschem Boden, da stand der Sozialismus, der lieber überholte als einzuholen, ganz unter dem Zeichen des Kreuzes. Nur der teuflische Klassenfeind wusste wohl warum!
Denn von wo aus man auch blickte auf den hoch aufragenden Telespargel, dem neuen Wahrzeichen der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, stets überstrahlte von ganz weit oben das himmlische Symbol der Christen die Heerscharen der irdischen Hämmer und Sicheln. Sie muss Honecker, Mielke und Konsorten getroffen haben wie ein Blitz aus heiterem Himmel, diese gleißende Rache Gottes.
Der Berliner Fernsehturm in der aufgehenden Märzsonne – über die (noch real existierenden, aber von kapitalistischen Bausündern bedrohten) Segmente des Antifaschistischen Schutzwalls an der East-Side-Gallery hinweg fotografiert.
Vorsichtig werden die weißen Friedensvögel Stück für Stück restauriert. Das Emaille-Fries „Tauben mit Weltkugel“ des DDR-Staatskünstlers Walter Womacka sollte einst internationale Politiker zum Weltfrieden mahnen. Es ist über dem Eingangsportal des einstigen Gästehauses der DDR-Regierung am Schlosspark in Pankow installiert. Das Gebäude wird derzeit von Grund auf saniert. Dabei wird mit viel Sorgfalt und Engagement die üppige Kunst am Bau (farbige Glasfenster, ein zweites Womacka-Fries, Fritz Kühns Alublenden) aufgearbeitet.
Zum ersten Mal diese klirrende Kälte an Händen, Nase und Ohren spüren. Endlich einmal diese klare Januarluft einatmen. Mit den ersten Schneeflocken spielen. Überall – manchmal auch ein wenig übermütig wie hier am Holocaust-Mahnmal in Mitte – wurde heute die Winterpremiere 2012 in der Stadt zelebriert.
Die Rechte nimmt die Dornenkrone vom Haupt, auch die Linke hat sich vom Kreuz gelöst und scheint gar nach dem Fernsehturm zu greifen. Will dieser Jesus hinabsteigen vom schweren eisernen Kreuz? Der Bildhauer Fritz Cremer (1906-1993) schuf dieses bemerkenswerte Kruzifix. Die Skulptur steht direkt vor der Ruine des einstigen Franziskanerkonvents in der Klosterstraße in eindrucksvollem Kontrast zur glatten Silhouette des Telespargels am Alexanderplatz.
An einer alten, dunklen Brandwand am S-Bahnhof Savignyplatz legt ein einzigartiges und gigantisches Skulpturen- und Bilderensemble ein erschütterndes Zeugnis vom fragwürdigen Umgang des Menschen mit seiner Umwelt ab. Nicht nur das Kunstwerk selbst, sondern auch sein derzeitiger Zustand bringen jeden ins Grübeln, der sich ein paar Minuten beim Warten auf den verspäteten S-Bahnzug Zeit nimmt, um sich mit den Darstellungen des Weltenbaums auseinanderzusetzen. Zum Starten der Bildergalerie bitte auf das erste Bild klicken.
Unser Besuch gestern im ehemaligen KZ Sachsenhausen ließ mich eins ganz deutlich spüren: Manche Wunden der Geschichte sind zu tief als dass sie wohl jemals ganz zu heilen sind. Vielleicht ist gerade das aber auch ganz gut so: sichtbare Risse und vernarbte Brüche halten die Erinnerung an Ereignisse, Opfer und Täter lebendig. Sie sind eine körperlich spürbare Mahnung an jeden Einzelnen. Einen Ort, der mich auf dem Gelände der Gedenkstätte besonders bewegt hat, habe ich auf dem Foto festgehalten. Es zeigt den Toilettenraum in der Baracke (Block) 39 des Konzentrationslagers. In diesem von Bewachern und Insassen als ‚Scheißhaus‘ bezeichneten Raum hatten die rund 180 Häftlinge eines jeden Blocks morgens und abends binnen weniger Minuten ihre Notdurft zu verrichten. Geschwächte Häftlinge hatten kaum eine Chance, eines der Sitzklos zu erreichen. Viele von ihnen blieben einfach auf den kotbeschmierten Fliesen liegen.
Gerade die Toiletten- und Waschräume der Barracken waren auch immer wieder Schauplatz grausamer Torturen und bestialischer Morde durch das SS-Wachpersonal. Keiner hat diejenigen gezählt, die hier zusammengeschlagen, gar zu Tode geprügelt, an den Wasserhähnen aufgehängt oder in Toiletten und Waschbecken ertränkt wurden.
Auch im nachstehenden Gedicht, das der Häftling Alexander Kusiliewicz 1941 in Sachsenhausen schrieb, ist das ‚Scheißhaus‘ von zentraler Bedeutung: spätestens hier wurde den Häftlingen klar, dass sie alle – gleich welchen Status oder welche Herkunt sie einmal besessen haben mögen – in den Augen der selbsternannten ‚Herrenmenschen‘ alle gleich viel wert waren: gar nichts.
Begriffserläuterungen: Kazett = Konzentrationslager (KZ), Krautjunkergeste = Hitlergruß, Zebrakleid = gestreifte Häftlingskleidung.
Nach jahrelangem Hin und Her segnete König Wilhelm III. 1824 endlich die Pläne von Preußens berühmten Baumeister Karl Friedrich Schinkel für eine schmale, doppeltürmige Backsteinkirche auf der Spreeinsel Friedrichswerder ab. Das besondere an dem Gotteshaus: es sollte gleichzeitig zwei Gemeinden unterschiedlicher Christenkirchen eine spirituelle Heimat bieten: den Preußisch-Unierten und den Französisch-Reformierten. Letzte tauften den Sakralbau „Temple du Werder“, erstere „Friedrichswerdersche Kirche“. Im zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt, vegetierte die einstige Simultankirche über vier Jahrzehnte als Ruine in Berlins kommunistischer Mitte vor sich hin. Erst kurz vor der Wende wurde sie wieder für die Allgemeinheit zugänglich, im Arbeiter- und Bauernstaat natürlich nicht als Kirche sondern als Zweigstelle der Nationalgalerie und des Schinkelmuseums. Seitdem ist das Kirchenschiff Heimstatt und Ausstellungsraum für die schönsten Skulpturen des 19. Jahrhunderts.
Seine nach vormittäglichem Trinkmarathon am sonnigen Spreeufer arg strapazierte Pennälerblase entleert dieser James-Dean-Harald-Juhnke-Dumpfbacke-Bundy-Verschnitt zwischen den denkmalgeschützten Mauersegmenten der East-Side-Gallery. Eigentlich sollte man solche Struller in John-Wayne-Pose dazu bringen, ihre harnstoffgeschwängerten Hinterlassenschaften mit Zahnbürste und Zunge zu entfernen. Ob bei diesem Musterexemplar eines hirnbefreiten Baby-Face-Alkis dazu allerdings die motorischen Fähigkeiten noch ausreichen, habe ich so meine Zweifel – wahrscheinlich reicht es nur noch zum Nuckeln am besabberten Plastikmundstück einer billigen Aldi-Bierflasche.
Stundenlang mit den Beißerchen malträtierte und ihrer letzten Aromen beraubte Kaugummis gehören – eingewickelt in Papier- in den Mülleimer. Oder – in noch warmen, feuchten und weichen Aggregatzustand – an die Mauer. Am Potsdamer Platz kleben Wiederkäuer und Bubble-Bläser von allen fünf Kontinenten ihre ausgelaugten Doublemint-, Tutti-Frutti- und Strawberry-Massen an ein Segment des einstigen antiimperialistischen Schutzwalls, das hier an den früheren Grenzverlauf erinnern soll. Eine ziemlich eklige Methode des Mauergedenkens. Aber eine irgendwie auch faszinierende Art, seine genetischen Spuren in Berlin zu hinterlassen – und auf jeden Fall witziger als die sonst üblichen „Mandy was here“-Gekritzel.