Kapellen-Käffchen

Kapellen-Käffchen

Leben wie Gott in Köpenick. Nach dem Gottesdienst lädt die evangelisch-reformierte Schlosskirchengemeinde Berlin-Köpenick ihre Gemeindemitglieder und Gastbesucher zum Kaffee hinter der Kirche. Im malerischen Park direkt am Ufer der Dahme lässt es sich an so einem herrlichen Sommertag aushalten. Die Kapelle auf der Köpenicker Schlossinsel ist übrigens ein echtes Kleinod für Liebhaber sakraler Baukunst. Anschauen kann man sie sich sonntags im Anschluss an den Gottesdienst.

Alien-Demo gegen Prutzen-Kulisse

Blue Sheep

Nieder mit den Stadtschlossplänen! Vor ein paar Tagen haben einige der bevorzugt unter dem Sammelbegriff „Volksvertreter“ auftretenden Individuen beschlossen, mehr als als eine halbe Milliarde Euro fremdes Geld für eine Kulisse ohne Kuppel zu verbauen. Während die trägen Berliner lieber in der Sonne bruzelten, formierte sich wenigstens eine Herde empörter Aliens während ihrer Stipvisite an der Spree zum Widerstand gegen diesen Unsinn. In Gestalt von blauen Klon-Schafen halten die extraterrestischen Gegner eines neuzubauenden Preussen-Klotzes nun den für das Projekt vorgesehenen Bauplatz besetzt. Die drei Rädelsführer – pardon Leitschafe – Wilhelm, Friedrich und Friedrich-Wilhelm (im Vordergund, von links nach rechts) betonten in einer recht einsilbigen Presseerklärung, dass sie diese Bankrotterklärung zeitgemäßer und verantwortungsvoller Stadtplanung mit allen Mitteln zu verhindern suchen.

Die radauerprobte aber unterbesetze hauptstädtische Gendamerie kann die Schlagstöcke aber stecken lassen. Die Viecher mit dem ultramarinen (nicht preussisch-blauem) Teint geben sich friedfertig und tolerant. Allerdings wollen die blaublütigen Wiederkäuer die Rasenflächen des Humboldtforums erst dann räumen, wenn sichergestellt ist, dass die historisch und ästhetisch überholte Hohenzollern-Heimstatt nicht ins Zentrum Berlins betoniert wird. Mal schauen, ob das Trio und sein Gefolge mit ihren Protesten erfolgreich sein werden. Ihr Wahlspruch allerdings (Alle sind gleich, jeder ist wichtig!) – zeugt jedoch ein wenig von naiver Unkenntnis über die irdischen Gepflogenheiten. Den wer den kollektiven Herdentrieb (immer dem Mammon nach) und die egozentrische Sturheit der hiesigen Hüter und Mehrer des Gemeinwohls (die Spezie wird Politiker genannt) in dieser Stadt und in der Bundesregierung kennt, kann daran so recht nicht glauben. Ich drücke den sympathischen schafsköpfigen Außerirdischen dennoch die Daumen.

(Das Foto enstand heute auf dem Humboldtforum, wo die blaue Herde des Blauschäfers und Aktionskünstlers Rainer Bonk derzeit steht.)

Baustellenimpressionismus

Baustellenimpressionismus
Die durch das mit Graffiti übersprühte Fenster einfallende Sonne und die Regenwasserpfütze kreieren eine Farbwelt van goghschen Kalibers auf dem nackten Betonboden. Die eindrucksvolle Athmosphäre in der dritten Etage des ehemaligen Gästehauses der DDR-Regierung in Pankow habe ich dort heute während des Richtfests fotografiert. Das denkmalgeschützte und direkt am Schlosspark Schönhausen gelegene Gebäude wird derzeit saniert und zur Wohnnutzung umgebaut.

Kreuzberger Sonnenschein

Es ist nicht die nach den regnerischen Tagen so ersehnte helle und wärmende Sonne, die dieses Trio so strahlen lässt. Die drei Fensterguckerinnen freuen sich vielmehr über den kleinen Jungen, den seine Mutter im Vordergrund links auf den Armen hält. Liebevoll und stolz hatte sie zuvor ihren ganz persönlichen Lichtblick den anderen Frauen präsentiert.

Flowerpower

Flowerpower

Entweder ist es die Coffein-Dröhnung aus der Cola-Büchse oder die geballte Kraft des 75 PS starken 1100-Kubik-Zweitakters, die diesen Strauß so richtig sprießen läßt. Die Honda-GL1100-Maschine ist schon ein echter Klassiker, mit diesem bunten Blumenarrangement allerdings bildet das Motorrad ein im wahrsten Sinne des Wortes merkwürdiges Gespann. Das coole Stillleben habe ich auf dem Kudamm gesehen.

Humide Kapriolen

Humide Kapriolen

Ein Blick aus dem Fenster auf den Montag-Morgen-Himmel Welcher Frust! Es ist dunkel und grau wie im Spätherbst. Dauerregen – noch immer! Den dritten Juli-Tag in Folge fällt in einer Tour H2O aus den Wolken. Auch das Thermometer zeigt sich verschnupft: gerade mal auf 15 Grad ist die Quecksilbersäule draußen auf dem Balkon gestiegen. Einfach nur schäbig (gesprochen: schäbbich)! Mit diesem einen Wort wird im Ruhrpott solches Mistwetter abgekanzelt. Treffender kann man es nicht ausdrücken.

Sollte jetzt nicht Sommer sein? Mit viel Licht, Wärme und Sonne? Aber erfahrungsgemäß wird alles lamentieren Petrus oder wer auch immer an den Schalthebeln der Wettermaschine sitzt wahrscheinlich nicht besonders beeindrucken. Diese klimatischen Unbilden kann man wohl nur aussitzen, sich möglichst trocken halten und von sommerlicheren Zeiten träumen. Wie am Samstag in der Waldbühne. Da hat das mit dem Trockenhalten allerdings nicht so richtig funktioniert. Und auch das Warten war am Ende vergebens: das Konzert der Philharmoniker fiel ja bekanntlich ins Wasser. Hoffen wir mal, dass das kein schlechtes Omen für den Restsommer ist.

Regentropfenprelude

Regentropfenprelude in der Waldbühne

Eine italienische Nacht sollte es werden, die die Berliner Philharmoniker heute beim traditionellen Sommerkonzert in der Waldbühne zelebrieren wollten. Leider fiel sie ins Wasser, denn Wind und Wetter waren völlig aus dem Takt geraten. Starke Böen trugen den Dauerregen bis in den letzten Winkel der Bühne, so dass die Musiker ihre wertvollen Instrumente erst gar nicht auspackten.

Auch für das Publikum war die Absage letztlich besser, denn diese widrigen Verhältnissen hätten keinen Musikgenuss zugelassen. So blieb dem bunt beschirmten Auditorium heute nur die auf Dauer recht monotone und nässende Melodie der Regentropfen. Nach diesem überaus feuchten Vorspiel in Moll soll das Konzert unter Leitung von Riccardo Chailly nun am 23. August nachgeholt werden – dann wird es sicherlich ein trockenes und spritziges "Allegro".

Pfadfinder

Pfadfinder

Hilflos verloren im Großstadt-Dschungel. Zwei voluminöse Koffer, die sich mit jedem Schritt schwerer über Pflaster und Asphalt ziehen lassen. Wo – verdammt noch mal – ist bloß das Hotel? Der erste Streit ("Ich habe dir doch schon vorhin gesagt, lass uns nach dem Weg fragen?") gefolgt vom ersten Fluch ("Zensiert!"). Dann weiter Stochern im Nebel.

Plötzlich ist er da, der Retter in der Not. Farbstilistisch vielleicht etwas eigensinnig, denn seine beige-grüner Tracht passt nicht so richtig zum silber-blau-gestreiftem Automobil. Aber er hat eine Karte und weiß wo es lang geht. Er führt die verirrten Seelen mit ihrer schweren Last zurück auf den rechten Pfad. Die gute Tat des Tages habe ich an der Kreuzung Joachimstaler Straße/Kantstraße aufgenommen.