Vorfeld-Vehikel
Opel statt Airbus: die erdverbundenen Gefährte, die da das Vorfeld des stillgelegten Flughafens Tegel zwischen Luftfrachtgebäude und Terminal bevölkern, haben zuvor Besucher des gestrigen „Berlin Freedom Dinners“ nach TXL kutschiert.
Opel statt Airbus: die erdverbundenen Gefährte, die da das Vorfeld des stillgelegten Flughafens Tegel zwischen Luftfrachtgebäude und Terminal bevölkern, haben zuvor Besucher des gestrigen „Berlin Freedom Dinners“ nach TXL kutschiert.
Alt und abgestellt, aber noch immer begeisternd: angelockt durch die auffällige Form des kleinen Autos, schaut ein Junge fasziniert durch das Seitenfenster eines uralten Volkswagens. Im Innern des Oldtimers gibt es so vieles zu entdecken: z.B. die (britische) Rechtssteuerung, das so antiquiert gestaltete Armaturenbrett oder das Radio mit elfenbeinfarbigen Druckknöpfen, auf denen die für die Generation Alpha so rätselhafte Buchstaben „L“, „M“, „K“ und „U“ prangen. Gesehen auf dem Areal der ehemaligen Excelsior-Garagen in Kreuzberg, einem der letzten Schrauber-Refugien im Zentrum Berlins.
Laute metallische Schläge, in schneller Folge, immer wieder. Das ohrenbetäubende Stakkato stammt nicht von den wenigen Männern auf dem mit Pfützen übersäten Gelände an der Schöneberger Straße. Die wuseln da zwar überall zwischen zumeist wohl nicht mehr fahrbaren Untersätzen, alten Ziegelmauern und bunten Toren umher und werkeln an den blechernen Karossen. Manch unschöne Stelle wird dabei auch auf rustikale Weise ausgebeult, aber der rhythmische Krach kommt von oben, viel weiter oben.
Der Lärm tönt vom Nachbargrundstück mit dem alten Maschinenhaus herüber, genauer: von einer dort hochaufragenden Laterne. Dort frönt ein liebestoller Vogel seinem hämmerndem Balzgehabe. Einem Buntspecht dient das blecherne Chassis der Laterne als perfekter Resonanzkörper, um mit seinem trommelnden Minnelied paarungsbereite Weibchen von weither anzulocken.
Die „Excelsior-Garagen“ an der Schöneberger Straße, nur ein paar Schritte vom Potsdamer Platz entfernt, sind ein Paradies für Buntspecht und Mechaniker. Einst Kohlelagerplatz für die benachbarte Anhalter Eisenbahn, dann Autohof für das einst größte Hotel Europas, das „Excelsior“ am Anhalter Bahnhof. Jetzt Heimat für kleine Werkstätten, Gutachter, Autobastler und einen gefiederten Trommler. Doch das Idyll hat ein Verfallsdatum. Schon bald soll auf dem Grundstück in bester Innenstadtlage ein hölzerner Wohnturm errichtet werden, fast 100 Meter hoch. Vogel und Schrauber müssen dann weichen.
Mit wissendem Kennerblick inspizieren zwei Berliner Steppkes im Wedding ein rotes Chevrolet Corvair Coupé aus den frühen 1960er Jahren.
Eigenwillige Reparaturkunst am Kraftfahrzeug. Gesehen im Wedding.
Farben und Formen aus aller Herren Länder sind auf die Außenhaut dieses Wohnmobils tätowiert. Ob die üppige Bemalung tatsächlich Erinnerungen an reale Touren zu exotischen Orten oder lediglich phantasievolle Produkte des nicht gestillten Fernwehs seiner Besitzer sind, vermag ich nicht zu sagen. Bis Berlin hat es das farbenfrohe Reisegefährt jedenfalls geschafft: ich habe es heute in der Cuvrystraße in Kreuzberg entdeckt.
Funkelndes Blech, glitzernder Chrom, geschmeidige, wohlproportionierte Formen, elegantes Makeup, betörende Düfte kostbarer Öle, unbändige Lebenskraft: so ein herrliches Gefährt ist eine einzige Ode an die Sinne. Der alte Buick jedenfalls scheint die Aufmerksamkeiten und Streicheleinheiten in vollen Zügen zu genießen. Auto und Männertrio habe ich heute früh bei den Vorbereitungen zu den ClassicDays auf dem Kudamm entdeckt.
Gestern war der erste Blick nach draußen irgendwie wie eine kleine Zeitreise – und das gleich in doppeltem Sinne. So war nicht nur über Nacht alles in nasses, kaltes Weiß gehüllt (Hatte sich der Winter eigentlich nicht verabschiedet?), sondern auch eine seltene automobile Antiquität aus Wolfsburg zu bewundern.
Ein rasendes Ross am glänzenden Kühler, ungebändigte Pferdestärken schlummern verborgern unterm schimmernden Blech. Kein Hafermotor unter der metallenen Haube, sondern oktangierige Zylinder. Der wilde Mustang lief mir nicht in den endlosen Weiten der märkischen Prärie, sondern mitten am Kudamm vor die Linse.
Nach dem anstrengenden Flugdienst will dieser amerikanische Berlin-Flieger nur noch eins: rein in den Käfer und ab nach Hause und die wohl verdiente Feierabend-Zigarette paffen. Die frische Stange Lucky Strike hält er schon in den Händen. Ob er sich auch eine Packung Vivil-Bonbons für den frischen Atem danach besorgt hat? Dieses Foto meiner Berlin-Sammlung wurde in den 1960ern direkt vor dem Flughafengebäude in Tempelhof aufgenommen.
Wer dieser Tage seinen fahrbahren Untersatz für eine Weile im sechseckigen Inneren des Flughafen Tegels deponieren will, kann bereits direkt vor dem neuen Terminal des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg-International parken. Halt, das stimmt nicht ganz, das Provinzielle (Brandenburg nämlich) wurde ja gerade von Politikschranzen und Flughafengesellschaft-Wichtigtuern aus dem Namen entfernt. Der Drei-Letter-Code für den Airport lautet jetzt nur noch "hauptstadtgerecht" BER. Ein bißchen vom weltstädtischem Glanz und globalem Möchtegern des neuen Flughafens dürfen Brandenburger und Berliner dafür schon jetzt spüren – wenn sie in Tegel ihre Autos vor diesem riesigen Plakat abstellen.
Wie jedes Sternchen genießt es auch die kleine Isetta im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Die Fotografen – oder sollte man besser sagen, die Paparazzi – können gar nicht genug kriegen von dem quietscheentengelben Rollermobil. Gesehen und natürlich abgelichtet bei der großen Oldtimer-Show zum 125jährigen des Kudamms.
Da traut man seinen Augen kaum. Da lässt dieser stolze Benz-Besitzer doch tatsächlich seine blonde Beifahrerin ans Steuer seines edlen Dreirads. Einem Manta-Proll mit seiner Friseuse oder dem Porsche-Schnösel mit seiner drallen, zwanzig Jahren jüngeren Vorzeigedame käme so etwas nicht in die Tüte. Dieses Gefährt – der Original-Benz-Patent-Motorwagen Nr. 1 – ist heute während der Oldtimer-Parade auf dem Kudamm an mir vorbeigetuckert.
Ganz unbescheiden nannte man sie „Arbeiter- und Bauern-Mercedes“. Aber als die monsungelb, panamagrün oder delphingrau gefärbten Plastikkarossen Anfang der 1990er noch zu Tausenden durch Berlin wuselten, reagierten die meisten Menschen nur genervt auf den typischen Knattersound und die penetrante Duftnote. Heute dagegen sieht man so gut wie keine dieser pastelfarbenen Asphaltblasen mehr auf den Straßen der Hauptstadt. Ganz selten laufen sich noch zwei der mittlerweile legendären Trabanten direkt über den Weg. Wenn dann aber wie hier zwei Rennpappen ihre Zweitakt-Motörchen für ein heißes Ampelrennen auf volle Touren bringen, werden sie für den einen oder anderen Zeitgenossen wieder zum unwiderstehlichen Hingucker. Gesehen am vergangenen Samstag am Werderschen Markt.