Alex´ Facetten

Reges Hauptstadt-Treiben am Bahnhof Alexanderplatz – in Szene gesetzt von der schillernden Fassade eines Konsumtempels.
Reges Hauptstadt-Treiben am Bahnhof Alexanderplatz – in Szene gesetzt von der schillernden Fassade eines Konsumtempels.
So lautet der Titel von Fritz Eisels 18teiligem Mosaik, das sich wie ein Band um drei Seiten des einstigen DVZ (Datenverarbeitungszentrum) an der Breiten Straße in Potsdam zieht. Gemeint sein kann allerdings nur die Eroberung des sozialistischen Teils des Universums, denn auf den Segmenten finden sich nur Szenen aus der Frühzeit der sowjetischen Raumfahrt. So sind z.B. Juri Gagarin (1961 der erste Mensch im All) und Alexsei Leonow (wagte 1965 den ersten Weltraumspaziergang) abgebildet.
Das Kunstwerk ist eines der wenigen Überlebenden des sozialistischen Realismus, die sich in Potsdam noch finden lässt. Sozialistischer Realismus – der Begriff ist ja irgendwie schon ein Widerspruch in sich. Aber auch Eisels Überschrift über seinem monumentalen Comic erscheint heute angesichts des maroden Plattenbaus noch eine Milchstraßenlänge realitätsferner als schon zu Erichs Zeiten.
Trotzdem kann nur hoffen, dass das Mosaik irgendwie erhalten bleibt. Schließlich steht es für eine Epoche der (ost-)deutschen Kunstgeschichte, aus der schon viel zu viele Werke rückstandslos getilgt worden sind.
Tobende und raufende Kinder, ein grimmiger Zeitungsleser, der von einem Gespenst gestört wird, überdimensionale Pappnasen und Oberlehrer mit Bauarbeiterhelm. Das Grips-Theater im Berliner Hansaviertel ist nicht nur sehenswert wegen seines berühmten Musicals „Linie 1“, dass Berliner und Berlinerinnen inklusiver der berüchtigten Wilmersdorfer Witwen haarscharf porträtiert, sondern auch wegen seiner Südfassade. Mit seinem riesigen Wandmosaik aus bemalten Fliesen nimmt Rainer Hachfeld dort das Verhältnis von kleinen und großen Leuten auf´s Korn.