Eisbahnen

Hochbetrieb auf der Stadtbahn, rollendes Material in Kältestarre auf dem Talgo-Gelände. Aufgenommen von der Warschauer Brücke gen Osten.
Hochbetrieb auf der Stadtbahn, rollendes Material in Kältestarre auf dem Talgo-Gelände. Aufgenommen von der Warschauer Brücke gen Osten.
Filigran und edel zeigt sich diese schöne Rose, zart und wehrhaft zugleich. Trotz ihrer vollen Blüte und der kräftigen Triebe ist ihr Dasein einsam und trist. Denn obwohl viele hundert Menschen täglich an ihr vorbeigehen oder -fahren bemerkt kaum jemand die herrliche Blume. Auch diese junge Frau in der S-Bahn nach Potsdam nimmt von dem zierlichen Gewächs keine Notiz. Was gibt es schlimmeres für eine Rose als das Fehlen von bewundernden Blicken? Ein wahrlich trauriges Mauerblümchendasein im Schatten von S-Bahn und Brandwand!
Die Rose gehört zur „Weltenbaumgalerie“, einem Gesamtkunstwerk aus Skulpturen, Bild- und Spruchtafeln sowie alten S-Bahn-Türen an der Nordseite des S-Bahnhofs Savignyplatz in Charlottenburg.
An einer alten, dunklen Brandwand am S-Bahnhof Savignyplatz legt ein einzigartiges und gigantisches Skulpturen- und Bilderensemble ein erschütterndes Zeugnis vom fragwürdigen Umgang des Menschen mit seiner Umwelt ab. Nicht nur das Kunstwerk selbst, sondern auch sein derzeitiger Zustand bringen jeden ins Grübeln, der sich ein paar Minuten beim Warten auf den verspäteten S-Bahnzug Zeit nimmt, um sich mit den Darstellungen des Weltenbaums auseinanderzusetzen. Zum Starten der Bildergalerie bitte auf das erste Bild klicken.
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Wer S-Bahn fahren muss, dem hilft oft nur eine gehörige Portion Fatalismus oder Gelassenheit, um den eigenen Blutdruck nicht über die Maßen in die Höhe zu treiben. Impulsiver veranlagte Nutzer dieses Verkehrsmittels erreichen die erforderliche Gemütsruhe oft nur dank diszipliniert durchgehaltenem autogenen Training oder merkwürdiger asiatischer Seelenübungen.
Umso erstaunter war ich daher heute, als ich auf einem S-Bahn-Schild am Bahnhof Schönhauser Allee diesen Zettel kleben sah – zumal ja die Deutsche Bahn das Icon ihrer verlustreichen Tochter auch noch durchaus in harmonieheischender Anlehnung an das chinesische Yin-und-Yang-Symbol gestaltet zu haben scheint.
Erst beim Blick ins Internet offenbarte sich mir, dass hinter den Yoga-Hassern heroische Klassenkämpfer stecken, die zum Widerstand gegen die fortschreitende Invasion ihres angestammten Prenzlauer-Berg-Habitats durch die „Yoga-Chai-Latte-Mutti-Kultur“ aufrufen. Diese entartete Lebensweise machen die Fuck-Yoga-Fundis doch tatsächlich für die Yuppifizierung, Gentrifizierung und die Kommerzialisierung von Karma verantwortlich. Nun ja, so kann man dem echten und zum Teil auch notwendigen Anliegen des Milieuschutzes eben auch schaden!