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Sakrale Schönheit

Schinkels sakrales Meisterstück

Die Zwillingstürme der Friedrichswerderschen Kirche spiegeln sich in der Glasfassade des Außenministeriums. Gerade der Kontrast zu den ultramodernen Neubauten hebt die schlichte Eleganz des Schinkelschen Baukörpers hervor – besonders wenn die Morgensonne für eine warme Beleuchtung sorgt.

Lesetipp zur Friedrichswerderschen Kirche: Schinkels schönes Schmerzenskind

Taschenspicker

Taschenspicker

Mit einem verstohlenen Blick kontrolliert der marmorne Lockenkopf offenbar den Westentascheninhalt des steinernen Abbildes von Johann Joachim Winkelmann. Die Szenerie ist in der Friedrichswerderschen Kirche zu bewundern, wo die Mitte des 19. Jahrhunderts vom Berliner Bildhauer Ludwig Wilhelm Wichmann (1788-1859) geschaffene Statue neben vielen anderen Skulpturen ihr Zuhause gefunden hat.

Libertad!

Freiheitsdrang hinter Maschendraht

Halte durch! Lebe! Frei und selbstbestimmt! Von der Welt wird er durch einen gnadenlosen Maschendrahtzaun brutal getrennt. Doch die Hoffnung hat er noch nicht aufgegeben. Mit der Strahlkraft leuchtender Farben versucht dieser aufgesprühte Freiheitskämpfer von ganzem Herzen sich selbst und sporadischen Passanten wie mir genügend Mut zuzusprechen, um sich ja nicht unterkriegen zu lassen – von wem oder was auch immer! Entdeckt in der Nähe des Gleisdreiecks.

Wenn friedlich tödlich heißt…

Wo friedlich tödlich bedeutet

Explosionen, Zerstörung, Verseuchung, Sperrzone, Evakuierung, Liquidatoren, Zwangsumsiedlung, Notunterkunft, Vertriebene, Flucht, Angst, Verzweiflung, Sterben, Tod! Nein, das ist keine Kriegsberichterstattung, sondern nur das Standardvokabular, mit denen gemeinhin die Folgen realer Störfälle bei der sogenannten friedlichen Nutzung der Kernernergie beschrieben werden – siehe Tschernobyl und Fukushima.

Aber kann man eine Technologie, die im Falle des offensichtlich gar nicht so unwahrscheinlichen Versagens das Potential hat, hunderttausende Menschen zu töten und weite Gebiete für unbestimmte Zeiten unbewohnbar zu machen, überhaupt friedlich nennen? Großmännische Vorstände von Versorgern und von strahlenden Lobbyisten umsorgte Politiker beschwichtigen da gerne mit Floskeln vom ‚vertretbaren Restrisiko‘. Vertretbar für wen? Kann irgendjemand bei zwei apokalyptischen Unfällen innerhalb eines Vierteljahrhunderts überhaupt noch das Wort ‚Restrisiko‘ guten Gewissens in den Mund nehmen?

Gestern jährte sich zum 25. Mal das Reaktorunglück von Tschernobyl. Im Gedenken daran gab es in Berlin zahlreiche Veranstaltungen. Dabei stand natürlich das Schicksal der Menschen in den besonders betroffenen Gebieten der Ukraine und Weißrusslands im Mittelpunkt. Aber es wurden auch die Fragen nach dem zukünftigen Umgang mit der Atomenergie – wie hier im Französischen Dom – intensiv diskutiert. Das Ergebnis war ein klarer Konsens: die Kernenergie ist wenn überhaupt nur noch für eine sehr begrenzte Zeit des Übergangs zu akzeptieren. Allerdings bleibt es eine harte gesellschaftliche Aufgabe, einige ignorante ‚Ewig-Gestrige‘ in den Prozess der energiepolitischen Evolution einzubinden. Gestern gelang das nicht, glänzte die Atomlobby doch nur durch kollektive Abwesenheit. Wahrscheinlich fürchten sich die Energie-Dinos vor dem öffentlichen Eingeständnis, dass sie – ganz so wie Goethes Zauberlehrling über seine Geister – keine wirkliche Kontrolle mehr über ihre ach so friedliche Technologie haben.

Femme fatale

Femme fatale

Höchst verhängnisvoll wäre eine solche Begegnung mit der Dreizack schwingenden Frau sicherlich für geschuppte Schwimmfreunde geworden – zumal bereits mehrere Fischkadaver die Treffsicherheit der Amazone nachdrücklich bezeugen. Als Zweibeiner kann man sich aber wirklich gefahrlos an der makellosen Schönheit der Fischerin ergötzen. Die von Emil Wolff (1802-1879) geschaffene Skulptur ist in der zum Schinkelmuseum umfunktionierten Friedrichswerderschen Kirche zu bewundern.

Blickfang

Blickfang

Ganz unbescheiden nannte man sie „Arbeiter- und Bauern-Mercedes“. Aber als die monsungelb, panamagrün oder delphingrau gefärbten Plastikkarossen Anfang der 1990er noch zu Tausenden durch Berlin wuselten, reagierten die meisten Menschen nur genervt auf den typischen Knattersound und die penetrante Duftnote. Heute dagegen sieht man so gut wie keine dieser pastelfarbenen Asphaltblasen mehr auf den Straßen der Hauptstadt. Ganz selten laufen sich noch zwei der mittlerweile legendären Trabanten direkt über den Weg. Wenn dann aber wie hier zwei Rennpappen ihre Zweitakt-Motörchen für ein heißes Ampelrennen auf volle Touren bringen, werden sie für den einen oder anderen Zeitgenossen wieder zum unwiderstehlichen Hingucker. Gesehen am vergangenen Samstag am Werderschen Markt.

Sicherer Stellplatz

Absolut diebstahlsicher!

Zaun, Graben, Schloss – der Eigentümer dieses Drahtesels scheute offenbar keine Mühen, um mit möglichst vielen Barrieren potentiellen Velodieben gleich jegliche Lust aufs Stehlen zu nehmen. Ob er damit Erfolg hatte? Gesehen vor der Westseite des Brandenburger Tores.

Der Geschichte(n)-Erzähler

Der Geschichte(n)-Erzähler

Oft wird erst durch ihn die Geschichte verständlich, die Gegenwart lebendig und die Zukunft greifbar. Seine Zeit kommt, wenn es wieder wärmer wird, die Saison für den Stadtführer und für seine Erzählungen beginnt. Alle lauschen dann aufmerksam seinen Worten, folgen seinen Gesten. Wie diese britische Gruppe hier am Berliner Dom, die gebannt an den Lippen ihres Guides hängt.

Sonnensaiten

Sonnensaiten

Melodische Harfenklänge singen dem Winter „Adiós“ und dem Frühling „Hallo“. Den hingebungsvollen Musiker mit seiner Ode an die schönste Zeit des Jahres habe ich heute vor dem Berliner Dom gesehen und gehört.

Lustvolles Licht-Tanken

Lustvolles Licht-Tanken

Unglaublich viel Freude schenkte uns unser Zentralgestirn am gestrigen Samstag: was gibt es Schöneres, als sich nach so vielen grauen, dunklen Tagen im Lustgarten von seinen sanften Strahlen streicheln zu lassen.

Simultankirche

Simultankirche

Nach jahrelangem Hin und Her segnete König Wilhelm III. 1824 endlich die Pläne von Preußens berühmten Baumeister Karl Friedrich Schinkel für eine schmale, doppeltürmige Backsteinkirche auf der Spreeinsel Friedrichswerder ab. Das besondere an dem Gotteshaus: es sollte gleichzeitig zwei Gemeinden unterschiedlicher Christenkirchen eine spirituelle Heimat bieten: den Preußisch-Unierten und den Französisch-Reformierten. Letzte tauften den Sakralbau „Temple du Werder“, erstere „Friedrichswerdersche Kirche“. Im zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt, vegetierte die einstige Simultankirche über vier Jahrzehnte als Ruine in Berlins kommunistischer Mitte vor sich hin. Erst kurz vor der Wende wurde sie wieder für die Allgemeinheit zugänglich, im Arbeiter- und Bauernstaat natürlich nicht als Kirche sondern als Zweigstelle der Nationalgalerie und des Schinkelmuseums. Seitdem ist das Kirchenschiff Heimstatt und Ausstellungsraum für die schönsten Skulpturen des 19. Jahrhunderts.

Untergrund-Literatur

Im legendären Grips-Musical präferierten die berüchtigten Wilmersdorfer Witwen und ihre Mitfahrer in der „Linie 1“ das Springer-Revolver-Blatt „BZ“ als U-Bahn-Lektüre. Wer im echten Leben nicht gerade auf seinem Smartphone rumhämmert verkürzt sich die Fahrzeit in den orangegelben Zügen mittlerweile oft lieber mit dem Lesen ganzer Bücher – wie dieser Fahrgast hier. Gesehen im U-Bahnhof „Hausvogteiplatz“ (Berlin-Mitte).

Beziehungsseismograph

Beziehungsseismograph hat Iris Gess ihr Werk aus Acryl, Strukturpaste und Leinwand getauft, dass diese Betrachterin auf sich wirken lässt. Bezeichnenderweise ist im Zentrum des Triptychons das Abbild der Frau platziert, flankiert von zwei zu ihr gerichteten männlichen Gestalten.

Ob diese Beiden für ihren Liebesbarometer dieselbe Anordnung wählen würden? Gesehen heute bei der Eröffnung der Ausstellung „Ludicolorum“ im Mossepalais am Leipziger Platz.

Berliner Weihnachtszeit

Großer Andrang heute auf dem adventlichen Jahrmarkt unterm Telespargel. Das obligatorische Riesenrad und die Eislaufbahn rund um den Neptunbrunnen haben sicherlich ihre Reize. Warme Pelze und glitzernde Weihnachtskugeln buhlen um Käufer, der aromatische Duft gebratener Mandeln und heißer Maronen erfüllt die Luft. Auch uns lockten vor allem die Aussicht auf zwei köstliche Versuchungen hierher: warmes Dresdner Handbrot und heißer Glühwein sind eine unschlagbare Kombination. Jedenfalls zur Berliner Weihnachtszeit.

Wenn Steine weinen

Es scheint, als quellen dicke Tränen aus dem Beton und benetzen die Quader des Holocaust-Mahnmals. Kein Wunder, das Bild habe ich vorgestern aufgenommen, am Volkstrauertag, dem Tag, an dem der Toten der zweier Weltkriege und den Opfern von Gewaltherrschaft in aller Welt gedacht werden sollte.