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Guerilla-Gardening

Guerilla-Gardening

Eine öde Brachfläche in Mitte. Im Hintergrund eine Industrieruine. Und das Spreeufer. Umgeben von rostigen Zaunfragmenten. Überwuchert von spröder Ruderalvegetation. Ein schmaler Trampelfpad. Im Hintergrund eine Industrieruine. Versteckt, irgendwo zwischen den wuchernden Stauden und Gräsern ein kleines, von einem Flatterband eingerahmtes Viereck. Darin Kohl, Bohnen, Blumen.

Kein Laber-Rhababer!

Kein Laber-Rhababer

Ein Plakt. Drei Forderungen. Konkret, glasklar, präzise. Das ist die Sprache der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (kurz: „Die Partei“). Die sagt klar, was sie will. Das gefällt den Berlinern. Da können die zu Trillionen an den Laternenpfählen baumelnden Kandidaten der Berlin-Versteher, Möchtegern-Blockwarte, Mauerschützenverehrer oder Reichenbeschenker einpacken. Die Menschen in der Hauptstadt haben die inhaltsleeren, nebulösen und vagen Versprechnungen ihrer traditionellen Polit-Clowns satt. Sie wollen klare Worte, vom unverbindlichen Polit-Talk haben sie genug. Sie wollen Martin Sonneborn („Die Partei“-Spitzenkandidat bei der Berlin-Wahl am kommenden Sonntag) als Regierenden! Und sie wollen Knut zurück! Und die Renate braucht wirklich eine neue Frisur!

Die Wahlwerbung der „Partei“ habe ich im Bahnhof Alexanderplatz gesehen. Wer es noch nicht gemerkt hat, es handelt sich dabei um eine Kapmagne, hinter der u.a. das Satire-Magazin „Titanic“ steht. Mehr dazu findet man auf der Homepage von „Die Partei“.

Die Ruhe im Buche

Die Ruhe im Buche

„Ich habe Ruhe gesucht, überall und habe sie am Ende gefunden in einem engen Winkel bei einem kleinen Buche“. – Die Worte Franz von Sales scheint dieser Velotaxi-Fahrer verinnerlicht zu haben. Unbeeindruckt vom Trubel um ihn herum genießt er sichtlich seine kurze literatrische Pause zwischen zwei Touri-Fuhren durch die Berliner Mitte.

Glasharfe

Glasharfe

Zarte klare Melodien aus halbvollen (oder halbleeren) Gläsern zu zaubern, das ist die Kunst des Sergey Karamyshev. Mit sanften und doch bestimmten Bewegungen der Fingerspitzen, die an einen Harfenspieler erinnern, bringt er die Gefäße zum klingenden Schwingen. Gesehen und gehört am Rande der Museumsinsel.

Punktlandung

Punktlandung

Fast vorbei gesprungen! Gerade noch soeben die äußerste Ecke des Brandenburger Tores erwischt hat dieser tollkühne Fallschirmspringer. OK, er ist nicht wirklich direkt neben den vier grün schimmernden Gäulen der Quadriga gelandet. Aber das Foto ist auch nicht montiert. Es entstand am vergangenen Samstag beim Bundespolizei-Fest in Mitte. Die Aufnahme zeigt ein Mitglied eines GSG-9-Sykdiver-Sextetts im Endanflug auf den Pariser Platz. Die sechs Elitepolizisten legten übrigens alle ein perfektes Landemanöver hin und kamen punktgenau auf einer kleinen abgesperrten Fläche zwischen hunderten Schaulustigen runter.

Ein schreckliches Jubiläum

Kein Tag wie jeder andere, dieser 13. August 2011. Heute vor 50 Jahren wurde Berlin brutal in zwei Hälften gerissen. „Antifaschistischen Schutzwall“ nannte die spitzbärtige Sowjetmarionette und seine SED-Genossen den Wall, der Familien und Freunde für Jahrzehnte voneinander trennte. Den Wall, der ein ganzes Land zum Gefängnis machte. Den Wall, der das Todesurteil bedeutete für viele Menschen.

Kein Tag wie jeder andere, dieser 13. August. Sondern ein Tag, um innezuhalten und an das Geschehene zu erinnern. Ich möchte das mit drei Fotos tun, die mir mein Vater gemailt hat. Er hat sie im November 1961, also wenige Monate nach dem Mauerbau aufgenommen. Die Bilder zeigen die damals noch provisorisch wirkenden Grenzanlagen im Abschnitt entlang der Bernauer Straße, der den Bezirk Wedding (französicher Sektor, West-Berlin) vom Prenzlauer Berg (Sowjetischer Sektor, Ost-Berlin) trennte.

Berliner Mauer an der Bernauer Straße in 1961

Das erste Foto – aufgenommen aus dem Auto – zeigt die Berliner Mauer an der Ecke Bernauer Straße / Bergstraße von West Berlin aus gesehen. Deutlich sind zwei DDR-Grenzsoldaten oberhalb des Warnhinweises („FIN DU SECTEUR FRANCAIS“) zu erkennen.

Berliner Mauer an der Bernauer Straße in 1961

Auf dem zweiten Bild ist die damals noch improvisierte Bauweise der frühen Berliner Mauer gut sichtbar. Der Ausbau der Grenzanlagen zu jenem perfiden und tödlichen Bauwerk wie ich es in der Erinnerung habe, erfolgte erst in den 1970er/1980er Jahren.

Blick durch die Mauer auf den Sophienfriedhof II

Das letzte Bild des Trios ist durch einen Spalt in der noch unvollkommenen Mauer aufgenommen. Der Ausschnitt zeigt einen baumbestandenen Weg. Die Allee gehörte zum Friedhof 2 der Sophiengemeinde. Der Gottesacker erstreckte sich zwischen Berg- und Ackerstraße im Bezirk Prenzlauer Berg bis zur Bernauer Straße. Genau dort wurde im August 1961 die Mauer errichtet. Deutlich sichtbar sind die zusätzlichen Sperrmaßnahmen hinter der Mauer wie Stacheldraht und aufgeschichtete Betonplatten. Im Hintergrund sind wieder einige DDR-Grenzer zu erkennen.

Die Fotos erschüttern, finde ich, noch immer. Gerade heute. Denn der 13. August ist kein Tag wie jeder andere. Nicht in Berlin.

Kaiserblick

Kaiserblick

Wie dieses Paar dürften auch Wilhelm und Auguste Viktoria die herrliche Aussicht auf Lustgarten und Altes Museum genossen haben, wenn sie denn mal die Muße fanden, aus den Fenster des Nordflügels ihres Berliner Schlosses zu schauen. An dem wundervollen Blick aus den oberen Etagen der Humboldt-Box kann man sich übrigens auch dann berauschen, wenn man der in diesem futuristischen Kasten propagierten Wiederauferstehung des einstigen preußischen Protzbaus ansonsten nicht viel abgewinnen kann.

Berliner Herz

Berliner Herz

Dort wo das Leben besonders pulsiert, im Angesicht von Rotem Rathaus und Fernsehturm, hat ein künstlerisch begabter Rasenmäher diese gräserne Skulptur mitten auf der Freifläche des Humboldtforums geschaffen. Ein echtes Berliner Herz statt seelenlose Stadtschloss-Replika, das wär doch mal was mit Zukunft!

Ich war´s nicht!

Ich war´s nicht!

Ich auch nicht! Frau, Fahrrad, Fleck und Farbkreise fand ich ‚Unter den Linden‘.

Flinke Füße

Ohne präzise Schnelligkeit und absolutes Taktgefühl kann so ein traditioneller taiwanesicher Bambustanz schnell zu einer recht schmerzhaften Angelegenheit werden. Denn die langen Bambusstangen werden im schnellen Rhythmus zusammengeschlagen – wenn dann die eigenen Füße noch zwischen den Stangen sind, tut´s richtig weh. Wie man es richtig macht zeigten die jungen Tänzer und Tänzerinnen der Shu-Te-Uni aus Kaohsiung, der zweitgrößten Stadt Taiwans. Anmutig, elegant und akrobatisch zugleich war die Performance dieser Gruppe für mich der absolute Höhepunkt am heutigen Tag des Internationalen Straßentheaterfestivals auf dem Alexanderplatz.

Fliegende Zebras

Fliegende Zebras

Unzählige Aaaahs und Ooooohs riefen die spektakulären Flugeinlagen über dem dampfenden Pflaster des Alex hervor: die Nafsi African Acrobats in ihren schwarz-weißen Kostümen wirbelten dort heute durch die Luft. Die Artisten vom schwarzen Kontinent sind eine der vielen Gruppen aus aller Welt, die mit ihren tollen Darbietungen beim 4. Internationalen Straßentheaterfestival die Berliner und Nicht-Berliner in ihren Bann ziehen.

Disney´s Gateland

Nach längerer Zeit habe ich mal wieder am Brandenburger Tor vorbeigeschaut und war – sagen wir mal – unangenehm überrascht. Von der geschichtsträchtigen und symbolkräftigen Aura, die das Bauwerk und den Pariser Platz einst umgeben haben und die stets interessierte Besucher aus aller Welt anzog, habe ich kaum noch etwas vorgefunden. Das Symbol der deutschen Einheit scheint vielmehr nur noch die Kulisse für einen Rummelplatz abzugeben, der fatal an die kommerziellen Kunstwelten amerikanischer Themenparks erinnert. Bierbikes, Droschkenkutscher, Straßenmusiker, Pantomine, Bettler, Portraitmaler, Berufsdemonstranten, Selbstdarsteller, Flaschensammler, Werbetrommler und natürlich Mickey Maus buhlen zwischen Adlon und Reichstag um die Gunst, besser gesagt um das Geld, der Touristenmassen. Eine fotografische Bestandsaufnahme von Disney´s Gateland im Herzen Berlins.

Alien-Demo gegen Prutzen-Kulisse

Blue Sheep

Nieder mit den Stadtschlossplänen! Vor ein paar Tagen haben einige der bevorzugt unter dem Sammelbegriff „Volksvertreter“ auftretenden Individuen beschlossen, mehr als als eine halbe Milliarde Euro fremdes Geld für eine Kulisse ohne Kuppel zu verbauen. Während die trägen Berliner lieber in der Sonne bruzelten, formierte sich wenigstens eine Herde empörter Aliens während ihrer Stipvisite an der Spree zum Widerstand gegen diesen Unsinn. In Gestalt von blauen Klon-Schafen halten die extraterrestischen Gegner eines neuzubauenden Preussen-Klotzes nun den für das Projekt vorgesehenen Bauplatz besetzt. Die drei Rädelsführer – pardon Leitschafe – Wilhelm, Friedrich und Friedrich-Wilhelm (im Vordergund, von links nach rechts) betonten in einer recht einsilbigen Presseerklärung, dass sie diese Bankrotterklärung zeitgemäßer und verantwortungsvoller Stadtplanung mit allen Mitteln zu verhindern suchen.

Die radauerprobte aber unterbesetze hauptstädtische Gendamerie kann die Schlagstöcke aber stecken lassen. Die Viecher mit dem ultramarinen (nicht preussisch-blauem) Teint geben sich friedfertig und tolerant. Allerdings wollen die blaublütigen Wiederkäuer die Rasenflächen des Humboldtforums erst dann räumen, wenn sichergestellt ist, dass die historisch und ästhetisch überholte Hohenzollern-Heimstatt nicht ins Zentrum Berlins betoniert wird. Mal schauen, ob das Trio und sein Gefolge mit ihren Protesten erfolgreich sein werden. Ihr Wahlspruch allerdings (Alle sind gleich, jeder ist wichtig!) – zeugt jedoch ein wenig von naiver Unkenntnis über die irdischen Gepflogenheiten. Den wer den kollektiven Herdentrieb (immer dem Mammon nach) und die egozentrische Sturheit der hiesigen Hüter und Mehrer des Gemeinwohls (die Spezie wird Politiker genannt) in dieser Stadt und in der Bundesregierung kennt, kann daran so recht nicht glauben. Ich drücke den sympathischen schafsköpfigen Außerirdischen dennoch die Daumen.

(Das Foto enstand heute auf dem Humboldtforum, wo die blaue Herde des Blauschäfers und Aktionskünstlers Rainer Bonk derzeit steht.)

Dreh im Kreis

Zum Auskreisen

Eine runde Sache waren die Aufnahmen, die dieses kleine Kamerateam vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in den Kasten brachte. Im Zentrum des Geschehens war dabei die direkt am Spreeufer sitzende Moderatorin, die für alle Sequenzen dank eines natürlich kreisrunden Reflektors ins rechte Licht gerückt wurde.

Spektrale Dignität

Spektrale Dignität

Das durch die herrlichen nach Entwürfen von Schinkel ausgeführten Glasfenster in allen Regenbogenfarben einfallende Licht und die ausgeklügelte Innenbeleuchtung erzeugen in der Friedrichswerderschen Kirche ein so heiteres wie erhabenes Ambiente.

Lesetipp zur Friedrichswerderschen Kirche: Schinkels schönes Schmerzenskind