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Kleine Geheimnisse

Kleine Geheimnisse

Möglichst der ganzen Welt etwas miteilen ist Anspruch jeder Bühne. Das gilt erst recht für das Amphitheater im Mauerpark, wie die unzähligen Inschriften auf den Rängen eindrucksvoll belegen. Doch dann gibt es auch noch jene Worte, die nur für einen einzigen Menschen bestimmt sind.

Kussmund und Glubschaugen

Kussmund und Glubschaugen

Schon teilweise skurille Gestalten auf diesem Ziegelmauerfragment an der Saarbrücker Straße im Prenzlberg. Aber dennoch Charakterköpfe. Beeindruckend, diese schiere Masse an Gesichtern. An Augen. An Expressionen. Gemalt und gesprayt. Leider wird dieses Kunstwerk nicht mehr lange zu bewundern sein. Denn die alte Mauer wird gerade eingerissen, um Platz für ein neues Wohnhaus zu schaffen. Graffiti-Gentrifizierung sozusagen.

Unterlassene Hilfeleistung

Unterlassene Hilfeleistung

Ein brutaler Angriff auf offener Straße, mitten am hellichten Tag. Verzweifelte Hilferufe! Doch die Passanten wollen nichts hören, schauen weg, gehen stumm vorbei, mischen sich nicht ein, überlassen den Attackierten seinem traurigen Schicksal. Dabei hätte nur ein bisschen Zivilcourage das Würmchen wahrscheinlich retten können!

Ich selber konnte ja leider nicht eingreifen. Ich musste doch die erschütternde Szenerie in der Marienburger Straße dokumentieren. Sonst hätte ich natürlich sofort eingegriffen! (Das wird doch hoffentlich als Ausrede, wollte sage Entschuldigung, akzeptiert!)

Gespräch unter Männern

Gespräch unter Männern

Angeregte Diskussion unter echten Männern, ohne das störende Gackern der Hennen. Zwei angenehm bodenständige Typen aus dem Bio-Eier-Business habe ich da getroffen. Ich konnte zwar nicht genau hören, worüber die beiden Machos sprachen. Aber wahrscheinlich drehte es sich darum, wie man der in den umliegenden Häuserblocken ansässigen Latte-Macchiato-Bionade-Population noch mehr dieser überteuerten Hühner-Ovula schmackhaft machen kann. Auf jeden Fall aber ein tolles Grafftiti. Gefunden im Prenzlberg in einer Hofzufahrt.

Umzingelt!

Umzingelt!

Wie ein Rudel Wölfe hat die Kranenmeute ihr Opfer umzingelt. Haben sie es auf die grünlich schimmernde Kuppel abgesehen? Eisernen Tentakeln gleich scheint Ausleger um Ausleger nach der gewölbten Kirchenkrone zu greifen. Doch die Potsdamer St. Nikolai-Kirche hat nichts zu befürchten. Die einbeinigen Gewichtheber im Eiffel-Kostüm interessieren sich nicht für den einst von Schinkel entworfenen Sakralbau. Vielmehr sind sie vollauf damit beschäftigt, dabei zu helfen, dass der brandenburgische Landtag sich bald im feudalen Schlossgewand zeigen kann.

Die scheinbare Belagerung habe ich heute früh im sommerlichen Nieselregen von der Breiten Straße aus abgelichtet.

Countdown zum Catwalk

Model der Walk of Fashion 2011

Eigentlich kein Wetter für die Kreativen, dieses Schmuddelwetter gestern Abend. Schon gar nicht für eine glamouröse Modenshow unter freiem Himmel. Aber beim „Walk of Fashion“ vor den S-Bahn-Bögen am Savignyplatz zeigten sich Berliner Label und junge Designer erstaunlich wasserfest und ließen sich nicht davon abhalten, ihre neuesten textilen Ergüsse auch im feuchten Ambiente zu präsentieren. Die Fashionolics unter den uncoolen Regenschirmen rechts und links des nassen Laufstegs wollten schließlich befriedigt werden. Wenigstens für die Models gab es einen trockenen Ort: die S-Bahn-Unterführung in der Knesebeckstraße. Dort warteten auch diese Mannequins darauf, ein paar Augenblicke später sicher und elegant über den glitschigen Catwalk zu tänzeln.

Visuelle Pein

Visuelle Pein

Über Kunst und Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Dieses schäbige Gekritzel allerdings wirkt wohl auf jeden Sehnerv extrem toxisch. Es gibt nur einen Ausweg, die sensiblen Pupillen vor einem solch schmerzhaften Anblick noch zu schützen: man hält sich beide Augen zu – so wie dieser Junge in der Kreuzberger Naunynstraße.

Libertad!

Freiheitsdrang hinter Maschendraht

Halte durch! Lebe! Frei und selbstbestimmt! Von der Welt wird er durch einen gnadenlosen Maschendrahtzaun brutal getrennt. Doch die Hoffnung hat er noch nicht aufgegeben. Mit der Strahlkraft leuchtender Farben versucht dieser aufgesprühte Freiheitskämpfer von ganzem Herzen sich selbst und sporadischen Passanten wie mir genügend Mut zuzusprechen, um sich ja nicht unterkriegen zu lassen – von wem oder was auch immer! Entdeckt in der Nähe des Gleisdreiecks.

Indianerin

Pocahontas

Sanfte Häuptlingstochter á la Disneys Pocahontas oder wilde Amazone? Dieser Ausschnitt aus dem riesigen Sprühgemälde an der Luckenwalder Straße in Kreuzberg lässt jedenfalls dem Betrachter genügend Spielraum für eigene Interpretationen.

Abhängen verboten!

Abhängen verboten!

Selbst am Tag der Arbeit scheint hier das Faulenzen strikt untersagt zu sein. Dabei handelt es sich bei dieser baumelnden Schlafstatt gar nicht um die berüchtigte soziale Hängematte. Heute gesehen in der Oranienstraße im Kotti-Kiez.

Verblichener Glamour

Verblichener Glamour

Für wen er wohl ausgelegt wurde? Wahrscheinlich erinnert sich dieser einst purpurne Teppich selbst nicht mehr daran. Heute wird der vergammelte Läufer vor dem leerstehenden Speicherbau kaum noch eines Blickes gewürdigt. Im Gegenteil: eilige Passanten auf dem Weg zur nahegelegenen U-Bahnstation Gleisdreieck treten ihn auch noch mit den Füßen.

Tour d´Afrique

Tour d´Afrique

Per Velo durch Afrika: wohl kaum eine andere Fortbewegungsart ermöglicht es dem Reisenden, den geheimnisvollen schwarzen Kontinent so eindringlich, so hautnah zu erleben. Die exotische Tier- und Pflanzenwelt oder die intensiven Farben der Savanne: einen Hauch von Afrika können abenteuerlustige Biker auch in Berlin spüren. Zumindest für ein paar kurze Augenblicke, wenn man durch die Charlottenburger Mollwitzstraße strampelt. Die bunte Wandmalerei entstand übrigens im Jahr 2008 im Rahmen eines Schulprojektes.

Orientierungshilfe

Orientierungshilfe

Wo es hier lang gehen soll, ist nun wirklich eindeutig. Nicht aber, ob sich dank dieses richtungsweisenden Graffitis irgendjemand animiert fühlt, das bunt verzierte Entrée dieses maroden Lagerschuppens tatsächlich zu betreten. Fotografiert auf dem langsam vor sich hin gammelnden Gewerbeareal an der Moabiter Heidestraße.

Haustür-Graphologie

Talentfreie Frustbewältigung

Diagnose: Sinnbefreites Gekritzel von offenbar schwer frustrierten (keine Freundin – kein Job – keine Ideen – keine Perspektiven) Kiez-Jünglingen. Ergänzung: Diese unvorteilhaft aufgebrezelte Haustür geriet mir am Ostkreuz vor die Linse.

Kranzler-Sprühen

Kranzler-Sprühen

Legal und bezahlt – da lässt sich mal entspannt sprayen. Dieses Graffiti („Feel the Berlin Beat“) entsteht anlässlich der Kudamm-Frühlingsnacht und ist im Vogelhof des Kranzler-Ecks zu finden.