Beiträge

Rote Laterne

Souterrain-Sexkino „Club 44“ in der Mittenwalder Straße in Kreuzberg

Frischfisch

Laden für essbare Meeresbewohner in der Adalbertstraße in SO 36.

Potentielle Stammkneipe No. 23

Bier und Schwof im Schick der Wirtschaftswunderjahre, über Vinyl-Tonträgern tanzende Nadeln machen die Mucke. Einzig die Möblierung des „Mini-Biergarten“ ist zeitlos schlicht. Ein Schritt über die Schwelle des nach dem so adretten wie stocksteifen „Aktenzeichen XY“-Moderator „Konrad Tönz“ katapultiert einen mindestens ein halbes Jahrhundert zurück – dicke wabbernde Schwaden aus Raucherlungen inklusive. Einzig der Schaukasten mit dem Aushang nach der Preisauszeichnungsverordnung ist ziemlich wirr – das passt nicht so richtig zum konservativ korrekten Konrad Toenz. Dennoch ein Erlebnis!

Overkill

Haustür mit Sticker-Lepra in der Cuvrystraße

Sonnenfleck

Orte, an denen man am Ende eines langen Tages die Seele baumeln lassen kann: Balkone und Kirche in der Kreuzberger Taborstraße

(Fast) wie auf Capri

Abendlicher Plausch im „mediteranen Flair der“ Wrangelstraße

Antike Avancen

Apollon stalkt Daphne: griechisches Drame ohne Happy End neben der Hochbahn in Kreuzberg. Mit dem riesigen Mural verwandelten Francisco Bosoletti und Young Jarus zumindest die Südseite des anonsten eher deprimierenden Wohnsilos an der Gitschiner Straße in einen Hingucker.

Offenbarungseid

Architektonische, soziale und kulinarische Bankrotterklärung am U-Bahnhof Prinzenstraße.

Abendzug

Oberbaumbrücke mit Kurzzug der Linie U3 – beide ins rechte Licht gerückt von der untergehenden Sonne.

Käfer und Junge

Alt und abgestellt, aber noch immer begeisternd: angelockt durch die auffällige Form des kleinen Autos, schaut ein Junge fasziniert durch das Seitenfenster eines uralten Volkswagens. Im Innern des Oldtimers gibt es so vieles zu entdecken: z.B. die (britische) Rechtssteuerung, das so antiquiert gestaltete Armaturenbrett oder das Radio mit elfenbeinfarbigen Druckknöpfen, auf denen die für die Generation Alpha so rätselhafte Buchstaben „L“, „M“, „K“ und „U“ prangen. Gesehen auf dem Areal der ehemaligen Excelsior-Garagen in Kreuzberg, einem der letzten Schrauber-Refugien im Zentrum Berlins.

Regentag

Szene am Heinrichplatz in Kreuzberg bei Schmuddelwetter, fotografiert durch die regennasse Frontscheibe im Oberdeck eines BVG-Busses auf der Linie M29.

Die Schrauber mit dem Vogel

Laute metallische Schläge, in schneller Folge, immer wieder. Das ohrenbetäubende Stakkato stammt nicht von den wenigen Männern auf dem mit Pfützen übersäten Gelände an der Schöneberger Straße. Die wuseln da zwar überall zwischen zumeist wohl nicht mehr fahrbaren Untersätzen, alten Ziegelmauern und bunten Toren umher und werkeln an den blechernen Karossen. Manch unschöne Stelle wird dabei auch auf rustikale Weise ausgebeult, aber der rhythmische Krach kommt von oben, viel weiter oben.

Der Lärm tönt vom Nachbargrundstück mit dem alten Maschinenhaus herüber, genauer: von einer dort hochaufragenden Laterne. Dort frönt ein liebestoller Vogel seinem hämmerndem Balzgehabe. Einem Buntspecht dient das blecherne Chassis der Laterne als perfekter Resonanzkörper, um mit seinem trommelnden Minnelied paarungsbereite Weibchen von weither anzulocken.

Die „Excelsior-Garagen“ an der Schöneberger Straße, nur ein paar Schritte vom Potsdamer Platz entfernt, sind ein Paradies für Buntspecht und Mechaniker. Einst Kohlelagerplatz für die benachbarte Anhalter Eisenbahn, dann Autohof für das einst größte Hotel Europas, das „Excelsior“ am Anhalter Bahnhof. Jetzt Heimat für kleine Werkstätten, Gutachter, Autobastler und einen gefiederten Trommler. Doch das Idyll hat ein Verfallsdatum. Schon bald soll auf dem Grundstück in bester Innenstadtlage ein hölzerner Wohnturm errichtet werden, fast 100 Meter hoch. Vogel und Schrauber müssen dann weichen.

Elefantöses Mural

Im Schatten eines mit dem Weltenball spielenden Dickhäuters jagen Kreuzberger Kids ihrem Fußball hinterher. Das farbenfrohe Rüsseltier pinselte der französisch-kolumbianische Künstler Jadore Tong auf die Rückseite eines Wohnhauses in der Kreuzberger Wilhelmstraße.

Terra incognita

Raus aus der U-Bahn, Treppe runter, Glastunnel entlang, Treppe runter, noch eine Treppe runter, rein in die U-Bahn (oder entgegengesetzte Richtung): U-Bahnhof Möckernbrücke heißt für mich Umsteigen zwischen U1 / U3 und U7 (oder umgekehrt), und das so schnell wie möglich. Für alles andere drumherum: kein Blick. Bis gestern. Da stand dieses Fenster oben am Bahnsteig offen. Auch wenn die fiependen Gleise meine Bahn schon ankündigen, ein kurzer Blick muss drin sein. Ein Auge bleibt dabei natürlich auf den einfahrenden Zug gerichtet. Das andere aber erhascht für einen kurzen Moment die ruhige goldene Spätnachmittagsstimmung da draußen am Landwehrkanal, die da so ganz im Widerspruch zu rollenden Treppen, quietschenden Zügen und hetzender Eile ist.

Henchensteck

Welches mysteriöses Grillgut wohl an diesem Stand in Brotketchup getaucht wird? Entdeckt beim heutigen „Myfest“ in Kreuzberg.